Der aus der Humanmedizin stammende Begriff habe sich als äußerst produktiv erwiesen, urteilt die Gesellschaft für deutsche Sprache.

Wiesbaden. Das Wort des Jahres 2011 lautet "Stresstest“. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag in Wiesbaden bekannt. Im vergangenen Jahr hatte sich "Wutbürger“ als Wort des Jahres durchgesetzt.

Auf den zweiten Platz nach "Stresstest“ kam in diesem Jahr das Verb "Hebeln“ vor "Arabellion“ auf dem dritten Platz. Die Entscheidung für den "Stresstest“ als Wort des Jahres begründete die Jury damit, dass der ursprünglich aus der Humanmedizin stammende Begriff 2011 auffällig oft gefallen sei. Er habe sich dabei aus sprachlicher Sicht als äußerst produktiv erwiesen und sei in den verschiedensten Bereichen anzutreffen gewesen. " Nicht nur Banken wurden auf ihre Belastbarkeit getestet, auch etwa das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg und deutsche Atomkraftwerke wurden Stresstests unterzogen“, heißt es in der Begründung.

Diese Praxis und somit das Wort hätten dadurch politische, wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Relevanz erlangt. "So ist Stresstest mittlerweile als fester Bestandteil der Alltagssprache anzusehen“, fügten die Juroren der Gesellschaft für deutsche Sprache hinzu.

Das auf Platz zwei gelangte "Hebeln“ wurde vor allem in der Schuldenkrise bei der Erweiterung des Euro-Rettungsschirms gebraucht. "Arabellion“ wiederum gilt als Oberbegriff für politischen Umwälzungen in den arabischen und nordafrikanischen Ländern.

Die seit 1971 gekürten Wörter des Jahres sind Begriffe, die die öffentliche Diskussion in einem Jahr besonders prägten, für wichtige Themen stehen oder aus anderen Gründen als charakteristisch für das jeweilige Jahr erscheinen.

Wort des Jahres 2011 - die Plätze eins bis zehn:

1. Stresstest

2. hebeln

3. Arabellion

4. Merkozy

5. Fukushima

6. Burnout

7. guttenbergen

8. Killersprossen

9. Ab jetzt wird geliefert!

10. Wir sind die 99 %

Das Wort des Jahres wird seit 1971 gekürt

Die Gesellschaft für deutsche Sprache mit Sitz in Wiesbaden veröffentlichte 1971 zum ersten Mal ein Wort des Jahres. Ausgewählt werden seither Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion in einem Jahr besonders prägten, für wichtige Themen stehen oder aus anderen Gründen als charakteristisch für das jeweilige Jahr gelten.

Da die Wahl in den 1970er Jahren gelegentlich ausfiel, wurde in diesem Jahr zum 35. Mal das Wort des Jahres ausgezeichnet. Für die Vorauswahl der Favoriten werden Medienberichte ausgewertet, zudem können Vorschläge eingereicht werden. Die Wörter sollen Zeitzeugnisse sein, mit ihnen ist explizit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden.

Entscheidend ist zudem nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr dessen Bedeutung und Popularität: Die Wahl wird im Dezember getroffen und soll nach Angaben des Vereins einen sprachlichen Jahresrückblick darstellen.

Die Fachjury setzte sich aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft für deutsche Sprache und den wissenschaftlichen Mitarbeitern zusammen.

Im Januar werden von der Frankfurter Goethe-Universität zudem die Unwörter des Jahres vorstellt, der Jury gehören auch Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache an.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die Sprachentwicklung kritisch zu beobachten und auf Grundlage wissenschaftlicher Forschung Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch zu geben.

Gefördert wird die GfdS vom Kulturstaatsminister und der Kultusministerkonferenz.

Die bisherigen Wörter des Jahres

Die Wahl zum Wort des Jahres hat eine jahrzehntelange Tradition. Die Gesellschaft für deutsche Sprache zeichnet damit Begriffe aus, die die öffentliche Diskussion des jeweiligen Jahres besonders bestimmt haben. Zum Wort des Jahres wurde jeweils ausgewählt:

2011: Stresstest

2010: Wutbürger

2009: Abwrackprämie

2008: Finanzkrise

2007: Klimakatastrophe

2006: Fanmeile

2005: Bundeskanzlerin

2004: Hartz IV

2003: Das alte Europa

2002: Teuro

2001: Der 11. September

2000: Schwarzgeldaffäre

1999: Millennium

1998: Rot-Grün

1997: Reformstau

1996: Sparpaket

1995: Multimedia

1994: Superwahljahr

1993: Sozialabbau

1992: Politikverdrossenheit

1991: Besserwessi

1990: Die neuen Bundesländer

1989: Reisefreiheit

1988: Gesundheitsreform

1987: Aids, Kondom

1986: Tschernobyl

1985: Glykol

1984: Umweltauto

1983: Heißer Herbst

1982: Ellenbogengesellschaft

1981: Nulllösung

1980: Rasterfahndung

1979: Holocaust

1978: Konspirative Wohnung

1977: Szene

1971: Aufmüpfig

Mit Material von dapd