Die Show am Sonntag war ein einfühlsamer und witziger Jahresrückblick. Der Moderator spielte noch einmal seine Paraderolle Königin Beatrix.
München. Die Abfuhr von Hape Kerkeling für die ZDF-Sendung «Wetten, dass...?» dürfte manchen Fernsehzuschauer am Sonntagabend erneut geschmerzt haben. Dann strahlte das ZDF seinen Jahresrückblick «Menschen 2011» aus und Kerkeling bewies erneut, dass er Showmaster kann. Er lieferte einen ideenreichen, witzigen und einfühlsamen Auftritt ab: Ein «Bad der Gefühle», wie er selbst die Sendung ankündigte.
Einer der Höhepunkte war der bewegende Auftritt von Samuel Koch, der vor gut einem Jahr in der ZDF-Sendung «Wetten, dass...?» verunglückte und seither querschnittsgelähmt ist. Zwar berichtete der junge Schauspiel-Student davon, wie unwohl er sich noch in seinem neuen Körper fühlt und wie schrecklich es ist, «sich von seinem Körper zu verabschieden». Koch will aber nach vorn schauen, hat Pläne. Er möchte sein Studium fortsetzen, «nicht stehen bleiben» und «aktiv sein». Kerkeling zeigte sich bewegt.
Der Moderator bewies generell in der Sendung viel Herz – und Witz. Er kutschierte einen Eisverkäufer per Fahrrad durchs Studio, setzte sich mal eben einen Damenhut auf, gab eine kleine Kostprobe seiner Italienisch-/Englisch-/Bayerisch-Kenntnisse und schlüpfte noch einmal in seine Kult-Rolle als niederländische Königin Beatrix.
Für den lustigen Teil des Abends hatte Kerkeling die Kabarettisten Monika Gruber sowie Bastian Pastewka und Anke Engelke als Volksmusik-Paar Wolfgang und Anneliese Funzfichler engagiert. Ex-Tennisprofi Boris Becker machte sich mit seiner Familie über ein Schnitzel her und Ehefrau Lilly Becker bekannte sich zu ihrer «guten» Freundschaft mit ihrer Vorgängerin Barbara Becker.
Freudestrahlend berichtete NBA-Champion Dirk Nowitzki aus Dallas zugeschaltet von seinen Erfolgen. Einen seiner Gäste durfte Kerkeling nach eigener Aussage selbst zum «Menschen des Jahres 2011» küren: den «amtierenden Chefzyniker der Bundesrepublik Deutschland» - Harald Schmidt. Herzlich empfing der Moderator auch den Schauspieler Joachim «Blacky» Fuchsberger, der unter anderem über seinen im Herbst 2010 verstorbenen Sohn sprach.
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In solchen Momenten fand Kerkeling den richtigen Ton und respektvollen Zugang zu seinen Gästen. Beeindruckend war vor allem ein Gespräch mit den Eltern des im Alter von zehn Jahren ermordeten Mirco, die sich besonders an die Lebhaftigkeit, die Spontanität ihres Jungen und kleine, gemeinsam erlebte Alltagssituationen erinnern. Trotz des Gewaltverbrechens wirkt das Ehepaar gefasst. Die beiden schildern, wie sie Kraft aus dem Glauben schöpfen.
Einfühlsam interviewte Kerkeling auch eine Überlebende des Amoklaufs in Norwegen. Die junge Frau berichtete von den Geschehnissen auf der norwegischen Insel Utöya und umarmte unter Tränen ihren Retter. Überlebenden der Dreifachkatastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall in Japan präsentierte der Moderator als Überraschung ihren japanischen Lebensretter. Trotz der tragischen Sequenzen blieb die Sendung insgesamt unterhaltsam und heiter.
Etwa wenn Kerkeling und seine Gäste einen weiteren Menschen des Jahres 2011 immer wieder auf die Schippe nahmen: Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wegen seiner Plagiatsaffäre. (dapd/abendblatt.de)