Die Schauspielerin erzählt im Interview über ihre Rolle, die Vorbereitung für die Dreharbeiten von “The Help“ und ihre Erfahrungen mit Rassimus.

Das Südstaaten-Drama „The Help“ ist die Verfilmung des Bestseller-Romans „Gute Geister“ von Kathryn Stockett. Darin geht es um die junge College-Absolventin Skeeter Phelan, gespielt von Emma Stone (23), die ein Buch über afroamerikanische Frauen schreiben will, die als Dienstmädchen bei weißen Familien arbeiten. „The Help“ spielt zu Beginn der 60er-Jahre in Jackson/Mississippi, in einer Zeit also, als im Süden der USA noch strikte Rassentrennung herrschte. „The Help“ feierte Deutschland-Premiere beim Filmfest Hamburg und läuft vom 8. Dezember an in den deutschen Kinos.

Hamburger Abendblatt: Ist die Figur der Skeeter Phelan mutig oder naiv?

Emma Stone: Ich glaube, sie ist beides. Zu Beginn des Films ist sie naiv und idealistisch, aber als sie später bemerkt, wie gefährlich diese Interviews mit den schwarzen Hausmädchen sind, wird sie mutig. Aber Mut ist nicht ihre herausragende Charaktereigenschaft zu Beginn der Story.

Eine Bürgerrechtlerin ist Skeeter nicht gerade.. .

Stone: Nein, in erster Linie möchte Skeeter, dass ihr Buch veröffentlicht wird. Aber sie möchte auch mehr über Constantine wissen, jenes schwarze Kindermädchen, das sie aufgezogen hat. Erst im Laufe dieser Interviews erkennt sie die Wichtigkeit all dieser Lebensgeschichten, die sie aufschreibt. Es ist ein wenig wie mit den Beatles: Am Anfang hatten sie alle dieselbe Frisur und waren fröhliche Popstars, aber nachdem sie nach Indien gegangen sind, ließen sie sich nicht nur lange Bärte wachsen, sondern fanden zu einer tieferen Aussage.

Wie haben Sie sich auf ihre Rolle vorbereitet? Haben sie viel über die 60er-Jahre und die Bürgerrechtsbewegung gelesen?

Stone: Regisseur Tate Taylor gab uns eine Doku-Serie mit dem Titel „Eyes On The Prize“, die sich mit der Bürgerrechtsbewegung in den 50er- und 60er-Jahren beschäftigt. Da habe ich zum ersten Mal gesehen, wie Schwarze zusammengeschlagen wurden, was mich wirklich schockiert hat. Ich habe dann viel über die Jim-Crow-Gesetze erfahren, die die Rassentrennung regelten. Ich habe ein Buch mit dem Titel „Remembering Jim Crow“ gelesen, in dem beschrieben wird, wie das Leben der Schwarzen in dieser Zeit der Segregation aussah. Außerdem musste ich lernen, Schreibmaschine zu schreiben, was sehr ungewohnt war.

Was haben Sie in der Schule über diese Zeit mitbekommen?

Stone: Nur ein wenig. Es sind schreckliche Themen, die gern unter den Teppich gekehrt werden. Man bekommt ein paar Grundlagen vermittelt, aber Geschichte wird in der Schule positiver dargestellt, als sie Wirklichkeit war. Von den furchtbaren Morden und wie schlimm die Rassentrennung wirklich war, habe ich nichts erfahren.

Sehen Sie „The Help“ auch als ein Stück Geschichtsunterricht im Kino und fühlen Sie sich verantwortlich?

Stone: Meine Aufgabe als Schauspielerin ist es nicht, eine Botschaft zu vermitteln, sondern eine wahrhaftige Figur zu spielen. Ich glaube, das Wichtigste in „The Help“ ist das Thema Freundschaft in einer schwierigen historischen Zeit

Sind sie oft in ihrem Leben mit Rassismus konfrontiert worden oder haben Sie Leute erlebt, die sich rassistisch verhalten haben?

Stone: Ja, ich habe Rassismus erlebt. Aber auch Diskriminierung verschiedener anderer Gruppen. Diskriminierung passiert überall, obwohl wir wissen, dass wir alle Menschen sind und uns alle nach Glück sehnen. Anders als bei meinen Großeltern und meinen Eltern glaube ich, dass meine Generation die erste ist, in der dieses Gefühl nicht mehr ausgeprägt ist. Wenn sich jemand meiner Generation als Rassist präsentieren würde, wäre ich total schockiert.

„The Help“ war äußerst erfolgreich in den USA, lag auf Platz 1 der Kino-Charts und hat mehr als 160 Millionen Dollar eingespielt. Aber das weiße Publikum bekommt einen Spiegel über die eigene Ignoranz vorgehalten. Woraus erklärt sich der Erfolg?

Stone: Wir werden im Fernsehen mit Reality-Shows und anderem Müll zugeschüttet. Es hat lange keinen Film mehr gegeben, der so einen Spiegel hingehalten hat. „The Help“ zeigt eine einfache menschliche Geschichte, die viel von uns erzählt. Ich glaube, das Publikum hat wieder ein Verlangen nach dieser Art von Wirklichkeit. Es ist so erfrischend zu sehen, dass Zuschauer wieder bereit sind, in so einen Spiegel zu sehen, der auch eigenes Fehlverhalten und Scheinheiligkeit zeigt. Obwohl „The Help“ ein fiktionaler Film ist, gibt es darin doch eine Menge Wahrheit.

+++ "The Help" - Ein schwarz-weißes Sittengemälde +++

+++ Schreib das auf, Skeeter! +++