Trauriges Ende eines großen Talents: Winehouse starb an Alkoholvergiftung. 4,16 Promille soll die Soul-Sängerin im Blut gehabt haben.

London. Am Schluss waren die Nachrichten um Sängerin Amy Winehouse ziemlich eintönig. Amy betrunken auf der Bühne, Amy in der Entzugsklinik, Amy beim heimlichen Schnapskauf gesichtet, Amy muss Tour absagen. Zu lange zurück lagen die Erinnerungen an ihr gefeiertes Album „Back to Black“, zu selten war ihre starke Stimme zu hören. Am Mittwoch stellte sich bei einer gerichtlichen Untersuchung in London heraus, dass die Sängerin tatsächlich an einer Alkoholvergiftung starb, mit 4,16 Promille im Blut. Sind ihre Songs stark genug, um die Erinnerung an sie in Zukunft wieder mehr auf ihre Musik zu richten?

In den Wochen nach ihren Tod schossen ihre Hits wie „Rehab“ oder „Valerie“ in den Charts weltweit nach oben. In Großbritannien wurde „Back to Black“ – herausgekommen im Jahr 2009 – zum bislang bestverkauften Album des 21. Jahrhunderts. Zahlreiche Kollegen wie etwa Jazzlegende Tony Bennett zollten Amys Musik Tribut. Vater Mitch Winehouse kündigte ein Buch über Amy an, in dem er ihr zuletzt weitgehend schlechtes Image geraderücken will.

Doch ganz wegwischen will Mitch Winehouse, der nach Amys eigenen Worten zu ihren größten Stützen gehörte, die Alkoholprobleme seiner Tochter nicht. Er gründete eine Stiftung, die unter anderem Alkoholkranken Jugendlichen helfen soll. Amy läuft Gefahr, als mit nur 27 Jahren gestorbenes Talent zur Legende und damit zum schlechten Vorbild zu werden. Mitch stellt vielleicht auch deshalb immer wieder klar, dass sie sich eigentlich gegen die eigene Zerstörung entschieden hatte und eine Zukunft für sich sah.

„Das Gericht hat gehört, dass Amy sehr hart daran arbeitete, ihre Probleme mit dem Alkohol in den Griff zu bekommen“, hieß es am Mittwoch in einer Stellungnahme der Familie. „Es tut sehr weh, dass sie diesen Kampf nicht rechtzeitig gewinnen konnte“. Nach einer Zeit der Abstinenz habe sie in den Tagen vor ihrem Tod am 23. Juli wieder angefangen, zu trinken. Die Familie hatte die Hoffnung gehegt, dass Amy ihre Alkoholprobleme besiegen könnte – so, wie sie das offenbar auch mit den Drogen geschafft hatte. Seit Ende 2008 hatte sie keine mehr genommen, wie am Mittwoch nochmals betont wurde.

Noch am Abend vor ihrem Tod hatte ihre langjährige Ärztin sie besucht. Amy habe ihr zwar gesagt, sie wisse nicht, ob sie es schaffe, ganz vom Alkohol loszukommen. Sie habe aber klargemacht, dass sie nicht sterben wolle. „Sie freute sich auf die Zukunft“, sagte die Medizinerin. Klar wurde auch, dass Amy wie in allen Lebenslagen auch beim Alkohol das Extreme bevorzugte: Entweder blieb sie tagelang abstinent, oder sie betrank sich aufs Heftigste.

Warum Amy in den Tagen vor ihrem Tod mal wieder zur Flasche griff, wird wohl nie ganz geklärt werden. War sie von sich persönlich enttäuscht, weil sie bei einem ihrer letzten Konzerte betrunken auf der Bühne auftauchte und vom Publikum in Belgrad ausgebuht worden war? Stimmen die Gerüchte, dass ihr Freund, der Filmregisseur Reg Traviss, sich von ihr trennen wollte?

In ihren letzten Stunden jedenfalls gab es wohl keine Hinweise darauf, dass sie unglücklich war. Ihr Bodyguard, der sie seit langem kannte, hörte, wie sie in ihrem Zimmer Musik hörte, lachte, Fernsehen schaute. Sie sei gut drauf und sie selber gewesen. Als er sie am Morgen im Bett liegen sah, dachte er erst, sie schlummere friedlich.

Amy habe ihren Tod nicht geplant, sagte die zuständige Untersuchungsrichterin. Es sei ein Unglücksfall gewesen, dass sie schließlich am Alkohol gestorben sei. Die Familie Winehouse jedenfalls ist froh, dass sie den wahren Grund nun kennt, und will in ihrem Sinne nun andere junge Menschen mit Alkoholproblemen unterstützen: „Es macht nochmal deutlich, wie wichtig es ist, mit der Stiftung in ihrem Namen so vielen jungen Leuten zu helfen wie möglich.“