Seine Fans dürfen sich am 18. Oktober auf einen intimen Abend mit George Michael freuen, soweit das in einer großen Arena möglich ist.

Hamburg. "Last Christmas" wird er nicht singen. Da müssen George Michaels Fans wieder bis Ende November warten, wenn die Weihnachtsmärkte eröffnet werden und der Wham!-Hit zu glühweinseliger Adventsstimmung totgedudelt wird. Die Weihnachtsschnulze passt auch nicht in den Oktober, wenn Georgios Kyriakos Panagiotou, so George Michaels bürgerlicher Name, für einen seiner seltenen Konzertauftritte wieder nach Hamburg kommt. 15 Jahre lang war der englische Crooner nicht mehr auf Tournee gewesen, als er sich 2006 überraschend entschlossen hatte, wieder auf die Bühne zu gehen und damals in der Color-Line-Arena ein zu Tränen rührendes Konzert gab.

Die Color-Line-Arena heißt inzwischen O2 World, statt mit einer Band kommt Michael diesmal mit einem Orchester. Statt einer Best-of-Show wird er bei "Symphonica" ein Programm mit Coverversionen anderer Künstler präsentieren, die ihm nahestehen oder deren Songs ihm nahegehen. "My Baby Cares For Me" von Nina Simone wird er ebenso singen wie "Love Is A Losing Game" von Amy Winehouse, Balladen also von zwei Frauen, die ihr Leben lang mit Sucht zu kämpfen hatten und ihr später erlegen sind.

Auch George Michael weiß, was "Rehab" ist, auch er hat immer wieder Abstürze erlebt und sich mit Drogen betäubt. Zuletzt ist er 2010 in narkotisiertem Zustand mit seinem Auto in ein Schaufenster in London gebrettert, wofür er sich zwei Monate Haft und fünf Jahre Führerscheinentzug eingehandelt hat. Aus dem Gefängnis wurde er nach vier Wochen wieder entlassen.

Zwar steht George Michael sich oft selbst im Weg, löst Skandale aus wie nach seiner Verhaftung 1998 in den USA, als er auf einer öffentlichen Toilette mit einem Strichjungen anbändeln wollte. Seine Homosexualität ist in den Boulevardmedien ein größeres Thema als all die Spenden und gemeinnützigen Aktionen, die er im Stillen initiiert. Als er 2006 in Hamburg aufgetreten ist, hat er zum Beispiel dem UKE eine Spende überreicht, ohne dass jemand davon Wind bekam.

George Michael hat ein großes Herz und eine zarte Seele. Wenn er auf der Bühne steht, gewährt er flüchtige Blicke in sein Innerstes. Die Songs, die er ausgewählt hat, wirken oft wie ein Spiegel seiner Befindlichkeit und seiner Erfahrungen. Durch seine Interpretation bekommen Nummern wie "Roxanne" von Police oder "Russian Roulette" von Rihanna plötzlich eine neue Bedeutung. George Michael ist ein Balladenkünstler, der es versteht, Gefühle tief auszuloten, weil er sie selbst durchlebt und durchlitten hat.

Jetzt, im Alter von 48 Jahren, ist George Michael besser denn je. Er hat lange gebraucht, mit dem Ruhm fertig zu werden, der ihn schon Anfang der 80er-Jahre mit Andrew Ridgeley als Wham! an die Spitze der UK-Charts katapultierte. Auch seine Homosexualität wurde erst 1998 nach der Verhaftung in Kalifornien öffentlich.

Er hat immer versucht, sein privates Leben zu schützen, so schwer es für einen Superstar auch ist. Immer wieder gab es Selbstzweifel, persönliche Tragödien wie den Aids-Tod seines Freundes Anselmo Feleppa im Jahr 1993 und den Tod seiner Mutter vier Jahre später. Seine Liebe zu Feleppa drückte George Michael später in dem Song "Jesus To A Child" aus, auch für seinen Ex-Freund Kenny Goss hat er ein Lied geschrieben, das sich im aktuellen Repertoire findet: "Where I Hope You Are" klingt wie eine Entschuldigung. Auch mit diesem Song öffnet er die Tür zu seinem Innersten einen Spaltbreit. Seine Fans dürfen sich auf einen intimen Abend mit George Michael freuen, soweit das in einer Arena möglich ist. Hoffentlich bleiben ihm laute Zuschauerwünsche nach "Last Christmas" erspart.

George Michael Di 18.10., 20.00, O2 World (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 54,- im Vorverkauf; www.georgemichael.com