Sechs Romane, darunter zwei Erstlingswerke haben es in die letzte Runde geschafft. Der Sieger wird am 10. Oktober bekannt gegeben.

Frankfurt/Main. Erzählt wird von schweren Kindheiten, einschneidenden Jugenderlebnissen oder der eigenen Familie: Romane mit autobiografischen Zügen dominieren die Endauswahl für den Deutschen Buchpreis 2011. Auf der Shortlist mit den sechs Finalisten, die am Mittwoch in Frankfurt veröffentlicht wurde, stehen als Erstlingswerke Jan Brandts „Gegen die Welt“ und Eugen Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Daneben wurden die Romane „Wunsiedel“ von Michael Buselmeier, „Das Mädchen“ von Angelika Klüssendorf, „Blumenberg“ von Sibylle Lewitscharoff und „Die Schmerzmacherin“ von Marlene Streeruwitz für den mit 25.000 Euro dotierten Preis nominiert. Der Sieger wird am 10. Oktober – am Vorabend der Frankfurter Buchmesse – bekanntgegeben.

„Bundesrepublikanische Anti-Idyllen sind auf der Liste ebenso vertreten wie lakonische Gesellschaftsromane über die DDR“, bilanzierte Jurysprecherin Maike Albath am Mittwoch in Frankfurt. „Die Helden tragen schwer an Heimat und Herkunft. Verwickelte Familienverhältnisse dienen oft als Fallbeispiele. Nicht nur die ostdeutsche Unterschicht und die Nomenklatura rücken dem Leser nahe, sondern auch das westdeutsche Studentenleben, die ostfriesische Provinz oder das globalisierte Ambiente einer Sicherheitsfirma.“

Jan Brandts fast 1000 Seiten dicker Erstlingsroman „Gegen die Welt“ (DuMont) erzählt von einem Jugendlichen in den 70er Jahren in Ostfriesland, wo auch der Autor aufwuchs. In „Wunsiedel“ (Das Wunderhorn) arbeitet Michael Buselmeier sein gescheitertes Engagement bei einem Theaterfestival in den 60er Jahren auf. Eugen Ruge berichtet in seinem ersten Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (Rowohlt) von drei Generationen seiner Familie in Ost und West.

Angelika Klüssendorf und Marlene Streeruwitz haben weibliche Hauptfiguren ersonnen, die Schlimmes erleiden müssen: „Das Mädchen“ (Kiepenheuer & Witsch) beschreibt eine quälende Kindheit zwischen überforderten Eltern und Kinderheim, „Die Schmerzmacherin“ (S. Fischer) die dunklen Machenschaften einer Geheimorganisation. In Sibylle Lewitscharoffs „Blumenberg“ (Suhrkamp) geht es um den gleichnamigen Philosophen, seine Texte und seine Studenten.

Nicht auf die Shortlist geschafft haben es in diesem Jahr renommierte Autoren wie Wilhelm Genazino („Wenn wir Tiere wären“), Peter Kurzeck („Vorabend“), Alex Capus („Léon und Louise“) und Navid Kermani, dessen Roman „Dein Name“ mit 1200 Seiten der längste auf der Longlist war.

Der Deutsche Buchpreis gilt als die Literaturauszeichnung mit der größten Publikumsresonanz in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatte ihn die Schweizerin Melinda Nadj Abonji für ihren autobiografischen Roman „Tauben fliegen auf“ bekommen. Zuvor gewannen Kathrin Schmidt (2009, „Du stirbst nicht“) und Uwe Tellkamp (2008, „Der Turm“). Die Auszeichnung wird seit 2005 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Die siebenköpfige Jury hatte in diesem Jahr so viele Titel zur Auswahl wie nie zuvor: 198 Neuerscheinungen hatten Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingereicht. Mitte August hatten die Juroren zunächst 20 Romane für die Longlist ausgewählt.

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