Harald Schmidt genießt es, dass fast nur er die Marktlücke Late Night Talk besetzen kann. Am 13. September startet er wieder durch, zurück bei Sat.1.
Berlin. Sieben Jahre, so hat er schon gelästert, habe er die Investoren des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 Media AG geschont: In der Zeit sei er von der ARD bezahlt und gesendet worden, aber im Grunde sei er doch immer Sat.1 treu geblieben. Jetzt ist er vom 13. September an wieder zurück. Harald Schmidt, Deutschlands wichtigster TV-Humorist, hat wieder in seine alte Heimat zurückgefunden. Wenn auch nur mit halber Kraft, denn sein Late Night Talk wird nicht mehr wie früher viermal die Woche zu sehen sein, sondern nur zweimal, immer dienstags und mittwochs um 23.15 Uhr.
Vergessen ist der dicke Krach, der jetzt knapp acht Jahre zurückliegt. Im Dezember 2003 wurde Sat.1-Geschäftsführer Martin Hoffmann vom Vorstandsvorsitzenden Urs Rohner entlassen. Schmidt, der mit Hoffmann gut befreundet ist, verkündete unmittelbar danach, seinen Vertrag mit dem Privatsender nicht zu verlängern. Die TV-Nation machte sich über den Sender lustig. Schmidt legte eine kreative Pause ein, segelte durch die Südsee und startete exakt ein Jahr später bei der ARD einen neuen Angriff auf die deutschen Zwerchfelle.
Doch seine ARD-Show nutzte sich ab, Schmidt stand nicht mehr so im Mittelpunkt wie einst bei Sat.1. Er holte sich Oliver Pocher ins Boot, sein Profil litt jedoch unter der Hinzunahme des juxenden Jungspunds. Auch sein Ausstrahlungsrhythmus – einmal die Woche am Donnerstag – trug nicht gerade dazu bei, dass Deutschlands Chefkomiker das verlässliche Betthupferl und am nächsten Tag Stoff für das Kantinengespräch bot. Schmidts Stern drohte zu verglühen.
Und jetzt zurück zu den Late-Night-Wurzeln. Der 54-Jährige sagt, er sei der einzige, der die Kunst der späten Witze beherrsche. Von Stefan Raab und „TV Total“ spricht der Schwabe nicht. „Fakt ist: Außer Sat.1 gibt es keinen Sender, der eine quasi tägliche Late Night Show ins Programm nimmt, auch weil die Zahl der Moderatoren überschaubar ist“, sagt Schmidt. „Vielleicht werden wir durch ZDFneo und das TV Lab eines Besseren belehrt, wenn dort neue Talente heranreifen!“ Aber im Ernst glaubt er nicht wirklich daran.
Aber auch ein David Letterman oder ein Larry King haben sich in den USA auch nur deswegen als Berühmtheiten gehalten, weil sie einen täglichen Sendeplatz bestreiten beziehungsweise bestritten. „Das hat mit der Sendeplatzkapazität von Sat.1 zu tun“, sagt Schmidt. Aber wohin sollte er sich ausbreiten? „Der Freitag ist ein ganz ungünstiger Tag“, sagt er. Auf dem Platz haben sich Anke Engelke und zuletzt Oliver Pocher die Zähne ausgebissen. „Das gleiche gilt für den Montag. Am Donnerstag würde ich auch gerne noch senden, das wäre ideal. Aber Johannes B. Kerner ist da so erfolgreich – den kann man nicht verdrängen.“
Das wäre Schmidts einzige Chance: Der alte gelernte ARD-Platz ist der Donnerstagabend. Kerner jedoch fängt bereits um 22.15 Uhr an, sendet aber über die Dauer von anderthalb Stunden. Wollte Schmidt zur gewohnten Zeit um 23.15 Uhr anfangen wollen, müsste Kerner um eine halbe Stunde gestutzt werden. Ein schwieriger Eingriff bei zwei Alphatieren im deutschen TV-Geschäft. Kerner allerdings steht bei Sat.1 nach wie vor in der Beweispflicht, denn seine Einschaltquoten haben noch Luft nach oben.
Schmidt, der seine Show gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Fred Kogel produziert, wird nach eigenen Worten keine Veränderungen im Vergleich zu früher vornehmen. Er nimmt die Mannschaft, die ihm bei der ARD zugearbeitet hat, mit rüber. Auch Katrin Bauerfeind gehört dem Team noch an und werde zu Auftritten kommen. Ein „Sidekick“ wie einst Manuel Andrack ist derzeit nicht vorgesehen. Schmidt wird in seiner ersten Ausgabe einen anderen ganz Großen der deutschen Fernsehszene empfangen: den Entertainer Hape Kerkeling. Vielleicht kann ihm Schmidt ja endgültig entlocken, ob er der Nachfolger von Thomas Gottschalk beim ZDF-Zugpferd „Wetten, dass..?“ wird.