Ein deutschsprachiger Film, ein Hollywood-Streifen und die Werke von Stars wie Pedro Almodóvar sind in den Hauptwettbewerb berufen.

Paris. Nach Michael Hanekes Drama "Das weiße Band“ wird auf dem 64. Filmfestival von Cannes wieder ein österreichischer Film im Wettbewerb um die Goldene Palme laufen. Es handelt sich um das Spielfilmdebüt "Michael“ des Filmemachers Markus Schleinzer, gab das Festival am Donnerstag in Paris bei der Vorstellung der offiziellen Auswahl bekannt. Deutschland ist zwar nicht in den Hauptwettbewerb gekommen, jedoch mit "Halt auf freier Strecke“ von Andreas Dresen in der Nebenreihe "Un certain regard“ vertreten. Insgesamt wurden 19 Filme zum Wettbewerb um die Goldene Palme geladen, die meisten aus Europa. Auch Hollywood geht nur mit einem Film ins Rennen.

Auf dem größten Filmfestival Europas vom 11. bis 22. Mai kommen auch dieses Jahr die Cannes-Veteranen. Neben Pedro Almodóvar, Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne sind Lars von Trier und Paolo Sorrentino zu sehen. "Uns wird jedes Jahr der Vorwurf gemacht, dass wir immer die gleichen Namen einladen. Aber große Filmemacher machen eben auch gute Filme. Und dazu stehen wir“, sagte der künstlerische Leiter Thierry Frémaux. An neuen Namen und Erstlingswerken fehle es dennoch nicht, erklärte Frémaux weiter. Mit zwölf von 19 ausgewählten Filmen liegt der Schwerpunkt eindeutig auf Europa. Der einzige amerikanische Beitrag ist "The Tree of Life“ von Terrence Malick mit der Starbesetzung Brad Pitt und Sean Penn.

Zu den Cannes-Neuankömmlingen gehört Markus Schleinzer mit "Michael“, ein Film, der die letzten Monate eines unfreiwilligen Zusammenlebens zwischen dem zehnjährigen Wolfgang und dem 35-jährigen Michael beschreibt. "Das ist eine Motivation für die heimische Szene. Es ist auffallend, wie erfolgreich der österreichische Film bei Festivals ist. Also dort, wo es um eine eigenständige filmische Position geht“, sagte die Leiterin des österreichischen Filmfestivals Diagonale, Barbara Pichler. Es sei ein riesiger Erfolg, mit dem ersten Film in einen solchen Wettbewerb zu kommen.

Der 39-jährige Schleinzer war bisher als Schauspieler bekannt und arbeitete als Casting-Direktor für Michael Hanekes Film "Das weiße Band“. Das Drama wurde 2009 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Ihr Cannes-Debüt feiert auch die Australierin Julia Leigh mit "Sleeping Beauty“.

"Halt auf freier Strecke“ von Andreas Dresen gehört zu den 19 Filmen, die zusammen mit "Restless“ von Gus van Sant (mit Mia Wasikowska und Henry Hopper in den Hauptrollen) in der Nebenreihe "Un certain regard“ konkurrieren. Der 47-jährige Bundesfilmpreisträger, dessen Cannes-Beitrag vom Tod handelt, hat sich international mit "Wolke 9“ und "Sommer vorm Balkon“ einen Namen gemacht.

Das Star-Aufgebot kann sich sehen lassen. Neben Hollywood-Schauspieler Robert de Niro, Präsident der diesjährigen Jury, werden das Piraten-Team Penélope Cruz und Johnny Depp erwartet. Der Abenteuerfilm "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“ wird außer Konkurrenz gezeigt, wie auch "Der Biber“ von Jodie Foster.

Das Festival wird am 11. Mai mit der romantischen Komödie "Midnight in Paris“ von Woody Allen eröffnet, in der Carla Bruni, die Gattin des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, eine Nebenrolle spielt. Das Festival dauert bis zum 22. Mai. (dpa)

Diese 19 Filme ringen im Hauptwettbewerb um die Goldene Palme:

"La piel que habito“, Pedro Almódovar (Spanien)

"L'Apollonide – Souvenirs de la maison close“, Bertrand Bonello (Frankreich)

"Pater“, Alain Cavalier (Frankreich)

"Hearat Shulayim (Footnote)“, Joseph Cedar (Israel)

"Bir zamanlar anadolu'da, (Once upon a time in Anatolia)“, Nuri Bilge Ceylan (Türkei)

"Le gamin au vélo“, Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne (Belgien)

"Le Havre“, Aki Kaurismäki (Finnland)

"Hanezu no tsuki“, Naomi Kawase (Japan)

"Sleeping Beauty“, Julia Leigh (Australien)

"Polisse“, Maïwenn (Frankreich)

"The tree of life“, Terrence Malick (USA)

"La Source des femmes“, Radu Mihaileanu (Rumänien)

"Ishimei, (Hara-Kiri: Death of a Samurai)“, Takashi Miike (Japan)

"Habemus Papam“, Nanni Moretti (Italien)

"We need to talk about Kevin“, Lynne Ramsay (Großbritannien)

"Michael“, Markus Schleinzer (Österreich)

"This must be the place“, Paolo Sorrentino (Italien)

"Melancholia“, Lars von Trier (Dänemark)

"Drive“, Nicolas Winding Refn (Dänemark)