Die britische Sängerin Adele begeisterte mit ihrer Bühnenpräsenz und einer umwerfenden Stimme ihre Fans im ausverkauften Docks.

Hamburg. Als sie vor drei Jahren im Stage Club auftrat, kamen 150 Zuhörer, bei ihrem Konzert gestern im Docks waren es zehn Mal so viel. Und die waren aus dem Häuschen angesichts von Adeles umwerfender Stimme und ihrer Bühnenpräsenz. Die erst 22 Jahre alte Engländerin zeigte auch live, warum sie seit Wochen die Nummer-1-Position der Hitparade in Deutschland und in Großbritannien einnimmt: Sie schafft es, Gefühle auszudrücken, die jeder kennt. Sie singt von der Sehnsucht nach Liebe und wie schlecht man sich fühlt, wenn sie nicht erwidert werden. Manchmal mit etwas zuviel Pathos, doch man nimmt ihr diese Songs ab.

Trotz ihrer Jugend ist Adele eine Sängerin alten Schlages. Sie vertraut ihrer siebenköpfigen Band und sich selbst, Showelemente und ein ausgeklügeltes Bühnendesign gibt es nicht, nur Stimme mit ganz viel Soul und erstklassige Musik. Einen Schwachpunkt gibt es während des 75minütigen Auftritts nicht. Die Balladen rühren an, die schnellen Nummern haben den nötigen Druck, um die Fans zum Tanzen und zum Mitsingen zu animieren. Es muss nicht immer Lady Gaga sein, Adele ist mit ihren unter die Haut gehenden Songs die Anti-Gaga. (oeh)

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Englische Soulmusik sauber verputzt

Die Geschichte mit Lena, der Hannoveranerin mit dem unerhörten und sonst nie vernommenen Akzent beim Knödel-Tirilieren auf Englisch, der deutschen Grand-Prix-Heroin, die wird natürlich in diesen Tagen immer erzählt. Das zweite Album der englischen Soulsängerin Adele erscheint heute, und der gemeine Germane erinnert sich aufs Schönste an Lena Meyer-Landruts Interpretation von Adeles Song "My Same". Adele tut dies auch gern, wie sie jüngst in Interviews kundtat: Nach Lenas Einsatz zogen ihre CD-Verkäufe in Deutschland noch einmal an. Kein Wunder, dass sie gut auf ihre deutsche Sangeskollegin zu sprechen ist, sie lobte gar deren Akzent.

Adele, sie heißt mit vollem Namen Adele Laurie Blue Adkins, stammt aus London. Mit ihrem ersten Album "19" landete sie vor drei Jahren punktgenau im britischen NuSoul-Fieber, als Amy Winehouse und Duffy mit seelenvoll vorgetragenen und glatt produzierten Pop-Arrangements die Hitparaden dominierten. Ihr neues Album heißt nun "21", obwohl die propere Sängerin, die in vielerlei Hinsicht eine kraftstrotzende Version der Winehouse ist, mittlerweile tatsächlich schon 22 ist.

Adele ist eine wunderbare Sängerin, weshalb ihr Ruhm in Zukunft eher noch wachsen wird. Ob ihr das Berühmtsein gefällt? Bestimmt, wenn sie auch nur einen Funken der Diva in sich trägt, die einer Sängerin dem Mythos nach die Verhaltensregeln diktiert. Einmal ließ sie, wegen Liebeskummers, eine Tournee sausen in Amerika: Das nennt man dann wohl Chuzpe.

Dennoch ist Adele auch in Übersee ein Star. Man kann nicht sagen, dass "21" aufregend sei oder wegweisend, "Baby I've no story to be told" singt sie in "Rolling In The Deep". Tief wird's nicht wirklich, aber eine Ballade wie "Turning Tables", in der Streicher die saubere Klangwand dick verputzen, bekommt so schnell keiner hin. Demnächst gibt die Sängerin, die ihre Songs selbst schreibt (und neuerdings von Rick Rubin produzieren lässt), im Café Keese ein längst ausverkauftes Konzert. Mehr bekommt Hamburg erst mal nicht von ihr, dafür Lena vielleicht bald ein Duett: Sie sei durchaus interessiert, hat Adele verlauten lassen.

Adele: 21 (Beggars)