Mit den diesjährigen Grimme-Preisen zeichnet die Jury vor allem Produktionen aus, die den Öffentlich-Rechtlichen kaum Quote brachten.
Hamburg. Im Januar freute sich Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts, noch über die "große Bandbreite an sehenswerten und diskussionswürdigen Angeboten im deutschen Fernsehen". Als gestern Mittag die Gewinner des 47. Grimme-Preises bekannt gegeben wurden, fiel die Freude jedoch recht eintönig aus: Lediglich die öffentlich-rechtlichen Sender werden in diesem Jahr mit dem begehrten Fernsehpreis ausgezeichnet. Die Privaten gehen dagegen leer aus.
Keine Quotenbringer, dafür jede Menge hochwertige, mutige und ästhetische Produktionen konnten die Jury in diesem Jahr überzeugen. Der große Gewinner 2011 ist Regisseur Dominik Graf. Mit seinem zehnteiligen Mafia-Epos "Im Angesicht des Verbrechens" (ARD/WDR/Arte) sei ihm und dem in Hamburg geborenen Drehbuchautor Rolf Basedow laut Kammann ein "überragendes Gesamtkunstwerk" gelungen. Zum neunten Mal soll Graf nun mit dem Grimme-Preis gewürdigt werden - ein Rekord. Die Hamburger Schauspielerin Marie Bäumer spielt in der Krimi-Serie, die von Kritiker gelobt, von den TV-Zuschauern jedoch verschmäht wurde, eine Hauptrolle. Wegen der schlechten Quoten wurden die finalen Folgen im November weit nach Mitternacht in der ARD gesendet.
Ebenfalls in der Sparte Fiktion werden im April das Drama "In aller Stille" (BR), der BR-"Tatort" "Nie wieder frei sein", das Hartz-IV-Drama "Keine Angst" (WDR) und die Verfilmung des Sven-Regener-Bestsellers "Neue Vahr Süd" (WDR/RB) ausgezeichnet, bei dem die Hamburgerin Hermine Huntgeburth Regie führte. Die Romanverfilmung ist eine Produktion von Studio Hamburg.
Dass die privaten Sender in diesem Jahr selbst in der Sparte "Unterhaltung" leer ausgehen, ist auffällig. ProSiebens "Switch Reloaded" war nominiert, ebenso wie zum Beispiel die Sat.1-Erfolgsserie "Danni Lowinski" oder die NDR-ProSieben-Gemeinschaftsproduktion "Unser Star für Oslo". Am Ende waren es Comedian Kurt Krömer und Regisseurin Doris Dörrie, die in dieser Kategorie überzeugten. Krömer war bereits sechsmal nominiert. Für sein kurz vor Mitternacht verstecktes Format "Krömer - Die internationale Show" (RBB) bekommt er nun den begehrten TV-Preis. Dörrie wird für ihre ZDF-Miniserie "Klimawechsel" über Frauen in den Wechseljahren ausgezeichnet.
Im Wettbewerb "Information und Kultur" einigte sich die Jury unter anderem auf die Dokumentation "Aghet - Ein Völkermord" (NDR), in der der Hamburger Drehbuchautor Eric Friedler die Geschichte des Genozids an den Armeniern behandelt. Auch sie wurde erst gegen Mitternacht ausgestrahlt.
Für seine "ebenso lust- wie fantasievolle Verkörperung der Entertainer-Rolle" wird Thomas Gottschalk für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Gala mit der Übergabe der Grimme-Preise findet am 1. April im Stadttheater von Marl statt.
+++ DER GRIMME-PREIS 2010 +++