Das Institut verlieh Regisseur Dominik Graf seinen neunten Grimme-Preis. Auch der Film „Aghet – Ein Völkermord“ erhielt die TV-Auszeichnung.

Düsseldorf. Elf der zwölf Grimme-Preise gehen in diesem Jahr allein an Produktionen von ARD-Sendern, einer ans ZDF, die privaten Sender gehen diesmal leer aus. Daraus lasse sich aber kein generelles Urteil ableiten, unterstrich Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts, bei der Bekanntgabe der Preisträger am Mittwoch in Düsseldorf. Schließlich sei auch SAT1 mit einigen Produktionen nominiert gewesen. Kammann bescheinigte dem Fernsehjahr 2010 insgesamt „eine ganze Reihe herausragender Sendungen“ zu überragenden Themen und mit beeindruckenden individuellen Einzelleistungen sowie eine anhaltend hohe Professionalität.

Die Verleihung der undotierten Fernsehpreise findet am 1. April im Theater der Stadt Marl statt, wo auch der Entertainer und Talkmaster Thomas Gottschalk die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands für herausragende Verdienste um das Fernsehen erhalten wird. Als Moderator wird Helmar Willi Weitzel („Willi will's wissen“) durch die Preis-Gala führen.

Zugunsten des Friedensdorfs Oberhausen versteigert das Grimme-Institut zudem zwei Eintrittskarten zur Preisverleihung inklusive eines Treffens mit Ehrenpreisträger Gottschalk bei der After-Show-Party. Interessierte können unter www.united-charity.de bei der Online-Auktion mitbieten. Der Erlös soll nach Angaben des Grimme-Instituts vollständig der Oberhausener Kinderhilfsorganisation zugutekommen.

Als „überragendes Gesamtkunstwerk“ hob Kammann die zehnteilige Mafia-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ (ARD/WDR/ARTE) hervor, für die der Regisseur Dominik Graf seinen neunten Grimme-Preis bekommt. Das ZDF war lediglich mit der Serie „Klimawechsel“ über Frauen in den Wechseljahren erfolgreich. Die in der Kategorie „Unterhaltung“ ausgezeichnete erste TV-Produktion von Doris Dörrie zeige, dass man auch sperrige Themen in ungewöhnlichen Formaten behandeln könne, sagte Kammann.

In der Kategorie „Fiktion“ wird neben „Im Angesicht des Verbrechens“ auch die von Christian Zübert inszenierte „Tatort“-Folge „Nie wieder frei sein“ (ARD/BR) ausgezeichnet, die das Thema Schuld und Selbstjustiz behandelt. Einen Preis erhalten zudem die Romanverfilmung „Neue Vahr Süd“ (ARD/WDR/RB) von Hermine Huntgeburth, das Sozialdrama „Keine Angst“ (ARD/WDR) von Aelrun Goette und das Kriminaldrama „In aller Stille“ (ARD/BR) von Rainer Kaufmann.

Neben „Klimawechsel“ geht der Grimme-Preis in der Kategorie „Unterhaltung“ an „Krömer – Die internationale Show“ (RBB). Der Komiker Alexander Bojcan habe mit Kurt Krömer eine Figur geschaffen, deren Vielschichtigkeit sich einfach nicht erschöpfe, urteilte die Jury.

In der Kategorie „Information & Kultur“ geht ein Preis an den Film „Aghet – Ein Völkermord“ (ARD/NDR), in dem Eric Friedler die Geschichte des Genozids an den Armeniern behandelt. In dem ebenfalls ausgezeichneten Beitrag „Iran Elections 2009“ (WDR/ARTE) thematisiert Regisseur Ali Samadi Ahadi die Protestbewegung aus dem Sommer 2009. Der Film gewähre erschreckende Einblicke in den brutalen Staatsapparat, hieß es. Kritik übte Jury-Mitglied Ingrid Schöll an den teilweise späten Sendeplätzen guter Dokumentationen. „Man kann Zuschauer auch entwöhnen, wenn man gute Sendungen immer nur nach hinten packt“, sagte die Direktorin der Volkshochschule Bonn.

Die Produktion „Anwälte – Eine deutsche Geschichte“ (WDR/NDR/RBB/ARTE) verbindet nach Ansicht der Jury aufschlussreich deutsche Zeitgeschichte mit der Lebensgeschichte der einstigen Weggefährten Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler. Weitere Preise in der Kategorie "Information" gehen an Andreas Dresen und Johannes Unger für „20x Brandenburg“ (RBB), das in 20 Kurzepisoden intime Einblicke in das Bundesland Brandenburg bietet, und an Lutz Pehnert für seine Dokumentation „DDR Ahoi!“ (ARD/MDR/NDR) über die Geschichte der DDR als Seefahrernation.

Den Publikumspreis der Marler Gruppe erhält der Fernsehfilm „Zivilcourage“ (ARD/WDR) von Dror Zahavi, in dem Götz George einen Antiquar mit 68er-Hintergrund spielt, der sein Weltbild infrage stellen muss. Mit dem Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst wird Robert Thalheim für „Am Ende kommen Touristen“ (ZDF) ausgezeichnet. Der Film handelt von einem Zivildienstleistenden in Auschwitz, der sich um einen KZ-Überlebenden kümmert und dadurch seine Einstellung zum Leben ändert.

Der Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen geht an „Schnitzeljagd im Heiligen Land“ (KI.KA), eine vierteilige Reihe mit einer Reise zu den Ursprüngen der drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam.

+++ DER GRIMME-PREIS 2010 +++