Der britische Film holte vier Oscars. Einzig die Dankesrede von Melissa Leo sorgte für Wirbel und musste vom US-Fernsehen kurzzeitig ausgeblendet werden.

Vom britischen König auf den Oscar-Thron: Die 83. Verleihung der Academy Awards in Los Angeles wurde zur Krönungszeremonie für den britischen Film "The King's Speech“. Der erhielt in der Nacht zu Montag vier Auszeichnungen, darunter auch den Oscar für den besten Film. Der Brite Colin Firth gewann für seine Darstellung des stotternden Königs George VI. den Oscar für den besten Hauptdarsteller, der Preis für die beste Hauptdarstellerin ging an Natalie Portman für ihr Spiel in "Black Swan".

Der Film „The King's Speech“ des britischen Regisseurs Tom Hooper basiert auf einer wahren Geschichte. Er zeigt, wie der Vater der derzeitigen Königin Elizabeth II. mit Hilfe eines unkonventiellen Logopäden sein quälendes Stotterleiden überwindet. Mit insgesamt zwölf Nominierungen war er der große Favorit. Ausgezeichnet wurde er auch für die beste Regie und das beste Drehbuch.

Mit ebenfalls vier Oscars war der Hightech-Thriller "Inception“ mit Leonardo DiCaprio der Überraschungssieger des Abends. Die Preise erhielt er allerdings in den weniger prestigeträchtigen technischen Kategorien. Als großer Verlierer beendete der Western "True Grit“ der Regiebrüder Ethan und Joel Coen den diesjährigen Oscar-Reigen. Er war für zehn Oscars nominiert und gewann keinen einzigen. Der ebenfalls hoch gesetzte Facebook-Film "The Social Network“ errang drei der begehrten Trophäen, allerdings keinen in einer Hauptkategorie.

Das Boxer-Drama "The Fighter“ wurde gleich mit den beiden Oscars für die besten Nebenrollen geehrt: Der Brite Christian Bale wurde als bester Nebendarsteller gekürt, die US-Schauspielerin Melissa Leo bekam den Preis als beste Nebendarstellerin. Leo sorgte in der an Höhepunkten armen Verleihungsgala für den einzigen kleinen Skandal, als sie in ihrer überschwänglichen Dankesrede den verpönten Kraftausdruck "fucking“ benutzte. Bei der Übertragung im US-Fernsehen wurde er ausgeblendet.

Portman, die für ihre Rolle in dem Ballett-Thriller "Black Swan“ ausgezeichnet wurde, rührte das Publikum mit Blick auf ihre deutlich sichtbare Schwangerschaft: Sie bereite sich nun "auf die wichtigste Rolle meines Lebens“ vor, sagte sie. Stehende Ovationen gab es, als der 94-jährige Hollywood-Veteran Kirk Douglas auf einen Stock gestützt als Laudator auftrat. Moderiert wurde die Oscar-Gala erstmals von den Jung-Stars James Franco und Anne Hathaway.

Anders als bei früheren Galas blieben politische Anspielungen weitgehend außen vor. Ausnahme war der Regisseur Charles Ferguson, der für seinen Film "Inside Job“ über die Finanzkrise den Dokumentar-Oscar bekam. "Noch immer ist kein Bankmanager im Gefängnis, und das ist falsch“, sagte er. Ansonsten dominierten in den Reden der Preisträger die Dankadressen. Tom Hooper, der Regisseur von "The King's Speech“, verband den Dank mit einem Ratschlag: Seine Mutter habe ihn auf die Geschichte des stotternden Königs gebracht. "Die Moral von der Geschichte ist: Hört auf Eure Mütter.“

Der Oscar für den besten Zeichentrickfilm ging an den Kassenschlager "Toy Story 3“. Die beiden vorangegangenen Folgen von "Toy Story“ waren ebenfalls für den Oscar nominiert, hatten den Preis aber nicht gewonnen. Der Oscar für den besten fremdsprachigen Film ging derweil zum dritten Mal nach Dänemark. Das Familiendrama "In einer besseren Welt“ der Regisseurin Susanne Biel setzte sich gegen Filme aus Griechenland, Algerien, Mexiko und Kanada durch. Anders als in den Vorjahren war diesmal kein deutschsprachiger Film nominiert.

Der mehrfach mit dem Oscar ausgezeichnete deutsche Filmkomponist Hans Zimmer war für seinen Soundtrack zu dem Film "Inception“ für einen Oscar nominiert, ging aber leer aus. Auch die beiden deutschen Jungregisseure Jakob Schuh und Max Lang, die für "Der Grüffelo“ in der Kategorie bester animierter Kurzfilm nominiert waren, erhielten den Preis nicht. (afp)