Die Organisatoren wollten die Werkschau des Regimekritikers verschieben. Aus Protest sagte Ai Weiwei daraufhin die Ausstellung ab.
Peking. Die erste große Ausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei in China ist durch einen politischen Eklat geplatzt. Die Organisatoren wollten die Werkschau des Regimekritikers aus Rücksicht auf die im März in Peking laufende Jahrestagung des Volkskongresses verschieben. Aus Protest sagte der große chinesische Gegenwartskünstler daraufhin die lange vorbereitete Ausstellung ab und warf den Veranstaltern Zensur vor. „Mir wurde mitgeteilt, dass die Schau im März zu heikel ist“, sagte der 53-Jährige am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Wenn meine Kunst unter Zensur ausgestellt wird, sage ich es lieber ab. Es ist sinnlos.“
Die Veranstalter wollten die Ausstellung „aus politischen Gründen“ auf Oktober verschieben. „Wenn es im März nicht gezeigt werden kann, kann es auch im Oktober nicht gezeigt werden“, sagte der 53-Jährige. „Kunst wird in China schon lange zensiert. Mich überrascht es nicht.“ Die Situation habe sich noch verschlechtert. „Die Zukunft sieht nicht gut aus.“ Seine Ausstellung sollte im Ullens Zentrum für Gegenwartskunst (UCCA) des belgischen Sammlers und Industriellen Guy Ullens im Pekinger Künstlerviertel 798 stattfinden.
Eine Sprecherin des Zentrums bestätigte, dass die Ausstellung verschoben werden sollte. Einer der Gründe sei die parallel laufende Plenartagung des Volkskongresses in Peking. Wegen seiner Kritik am kommunistischen System ist Ai Weiwei im offiziellen China schon länger in Ungnade gefallen. Erst im Januar war sein neu gebautes Studio in Shanghai abgerissen worden. Auch wurde Ai Weiwei im Vorfeld der Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten chinesischen Bürgerrechtlers Liu Xiaobo in Oslo im Dezember daran gehindert, China zu verlassen.
Unangenehm sind den Behörden auch seine Bemühungen, die Namen der Kinder zu dokumentieren, die bei dem schweren Erdbeben in Sichuan 2008 in – durch Korruption und Pfusch am Bau – schlecht gebauten Schulen ums Leben gekommen sind.