Hitzige Diskussionen über das umstrittene Gastland China prägten gestern den Auftakt der Frankfurter Buchmesse. "Die chinesischen Funktionäre haben zur Eröffnung der Buchmesse von blühenden Landschaften für die Literatur gesprochen - aber sie verlieren kein Wort über inhaftierte Schriftsteller, Zensur und Verbot", kritisierte Umweltaktivistin Dai Qing. Ma Jian, in London lebender und in China verbotener Schriftsteller, nannte die Einladung "an sich eine gute Sache", aber Stimmen der Wahrheit werde man bei den nach Frankfurt geschickten Autoren nicht finden. "Während sie hier in ihren schicken Anzügen herumlaufen, sitzen in China viele Autoren im Gefängnis." Nach Angaben des deutschen PEN-Zentrums sind derzeit mehr als 50 Schriftsteller und Journalisten inhaftiert.
Auch Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller kritisierte die Präsenz Chinas. Der "Zeit" sagte sie: "Denken Sie an den Künstler Ai Weiwei, der von Sicherheitsleuten zusammengeschlagen wurde. Es ist traurig, dass man sich damit arrangiert, es relativiert und versucht, einen Kompromiss zu finden, der China präsentabel macht."
Für das Publikum ist die Buchmesse am Sonnabend und Sonntag geöffnet. 7000 Aussteller aus 100 Ländern präsentieren rund 400 000 Titel.
Zum kuriosesten Buchtitel des Jahres wurde "Das Leben ist keine Waldorfschule" von Mischa-Sarim Vérollet aus Bielefeld gewählt.