Von Donnersmarck bringt seinen ersten Hollywood-Film in die Kinos. Ein Blick auf Erfolg und Scheitern seiner Kollegen in der Traumfabrik.
Los Angeles. Angelina Jolie wollte gerne in Venedig und Paris und mit einem „großartigen Regisseur“ drehen. So schwärmte die Oscar-Preisträgerin kürzlich im „San Francisco Chronicle“ von ihrer neuen Thriller-Romanze „The Tourist“ unter der Regie des Deutschen Florian Henckel von Donnersmarck. Sie wollte einen Filmemacher, der dem Stoff „eine europäische Eleganz“ verleihen könne, erzählt sie in der Dezemberausgabe der US-Zeitschrift „Vogue“. Sie wollte niemand anderen als den 37-jährigen gebürtigen Kölner, dessen Erstlingsfilm „Das Leben der Anderen“ den Hollywoodstar begeistert hatte.
Der Oscar in der Sparte „Bester nicht-englischsprachiger Film“, den sich Donnersmarck 2007 mit seinem Stasi-Drama holte, ebnete ihm den Weg nach Hollywood. Jolies Wunsch, mit ihm zu drehen, öffnete die Türen für eine Starbesetzung und ein großes Budget. In „The Tourist“ stehen sich Jolie und Johnny Depp erstmals auf der Leinwand gegenüber. Er spielt einen amerikanischen Touristen, der von einer mysteriösen Agentin zur Verbrecherjagd eingespannt wird. Nach der Weltpremiere in New York (am 6. Dezember) wird am 14. Dezember zur Europapremiere in Berlin der Rote Teppich ausgerollt. Den zweiten Kinofilm gleich in der kalifornischen Traumfabrik zu drehen ist ein rasanter Karrierestart. Ob es ein riskanter Schritt war, wird der Kassensturz nach dem Premierenwochenende zeigen. Mit „The Tourist“ könnte Donnersmarck schnell zu Roland Emmerich und Wolfgang Petersen in die Riege der deutschen Hollywoodregisseure aufsteigen.
Petersens Kriegsfilm „Das Boot“ holte 1982 acht Oscar- Nominierungen, wenige Jahre später zog er von Hamburg nach Hollywood um, wo er Leinwandspektakel wie „In the Line of Fire“, „Outbreak“, „Air Force One“, „Der Sturm“ und „Troja“ inszenierte. Seit Mitte der 90er Jahre genießt Petersen das Privileg des „final cut“ und kann somit als einer der wenigen Regisseure in Hollywood bestimmen, in welcher Schnittfassung seine Filme ins Kino kommen. Mit „Poseidon“ (2006) musste er allerdings einen Flop an den US-Kinokassen hinnehmen.
Als Roland Emmerich 1995 mit dem Science-Fiction-Hit „Stargate“ in Hollywood Fuß fasste, sagte der damals 39-jährige Schwabe: „Ich bin von Natur aus ein äußerst sparsamer Mensch. Es ist schon ungewohnt, wenn man plötzlich auf einem Projekt sitzt, das mehr als 50 Millionen Dollar kostet.“ Danach füllte er mit teuren Special-Effects-Werken wie „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“ und „2012“ Kinos und Kassen. Mit seinem Shakespeare-Film „Anonymous“, der 2011 anläuft, machte er nun eine Kehrtwende. Den 30-Millionen-Dollar-Film drehte Emmerich komplett im Studio Babelsberg in Potsdam.
Oliver Hirschbiegel hatte sich mit seinem Hitler-Film „Der Untergang“ noch eine Oscar-Nominierung verdient, doch mit seinem Hollywooddebüt „The Visiting“ erlitt er dann eine Pleite. Trotz Starbesetzung mit Nicole Kidman und Daniel Craig floppte der Science-Fiction-Thriller an den Kinokassen. Sein deutscher Kollege Mennan Yapo („Lautlos“) fiel mit dem Hollywooddebüt „Die Vorahnung“ bei den Kritikern durch. Sandra Bullock als Hausfrau, die eine böse Vorahnung hat, konnte den Mystery-Thriller nicht retten. Mäßige Kritiken steckte auch sein deutscher Kollege Robert Schwentke für die Hollywood-Produktionen „Die Frau des Zeitreisenden“ und den Thriller „Flightplan – Ohne jede Spur“ ein. Erst für „R.E.D. - Älter. härter. besser“ mit Bruce Willis, Morgan Freeman und John Malkovich als pensionierten Agenten gab es jetzt reichlich Lob.
Dutzende von Regisseuren aus Deutschland und Österreich haben Hollywoods Filmgeschichte geprägt. Unter den Ersten: Erich von Stroheim, Josef von Sternberg, Ernst Lubitsch, F.W. Murnau, Fred Zinnemann, Billy Wilder und Fritz Lang. In den 1980er Jahren folgten Wim Wenders („Paris, Texas“) und Uli Edel („Letzte Ausfahrt Brooklyn“) dem Ruf nach Hollywood. Percy Adlon („Out of Rosenheim“) zog Ende der 1980er Jahre von München nach Los Angeles um, dreht aber meistens in seiner Heimat, ohne Dollarspritze von den großen Hollywoodstudios. Der Mainzer Horror-Meister Uwe Boll sahnt in den USA mit Videospiel-Verfilmungen wie „Bloodrayne“ und „Schwerter des Königs - Dungeon Siege“ Millionen ab. Gelassen amüsierte sich der „King of Trash“ im vorigen Jahr über eine unrühmliche Hollywood-Trophäe. Für das „schlechteste bisherige Lebenswerk“ war der deutsche Filmemacher mit der „Goldenen Himbeere“ gekürt worden.