Die Lieder der britischen “Fab Four“ sind im Netz jedoch verhältnismäßig teuer. Die Frage: Haben die Fans nicht schon längst alle Alben auf CD?
New York/Berlin. „Beatles For Sale“, heißt es erstmals auch im Internet: Die Musik der legendären Band kann nach jahrelangen Verhandlungen auch per Download gekauft werden. Mit 12,99 Euro pro Album sind die Evergreens in Apples Online-Shop iTunes aber teurer als mancher aktueller Chartstürmer. Immerhin schließt sich damit eine Lücke: Die Beatles waren eine der wenigen großen Bands, deren Musik man noch nicht legal im Internet herunterladen konnte. Auch bei einzelnen Beatles-Songs werden Fans mit 1,29 Euro pro Titel zur Kasse gebeten wie sonst bei einem aktuellen Hit. Die Doppel-Alben kosten jeweils 19,99 Euro, das Box-Set mit den gesammelten Alben gibt es für 149 Euro. Apple-Chef Steve Jobs – als Beatles-Fan bekannt – versuchte schon seit Jahren, die Band zu iTunes zu holen. Bei Produktvorstellungen war Musik der Beatles gelegentlich auf den demonstrierten Geräten zu sehen. Eine Ankündigung war immer wieder erwartet worden – sollte jedoch lange auf sich warten lassen.
„Wir erfüllen nun einen Traum, den wir hatten, seit wir iTunes vor zehn Jahren gestartet haben“, erklärte Jobs. Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr freute sich, dass nun endlich die Fragen aufhören, wann die Musik der Band zu iTunes kommt. Es bleibt allerdings die Frage, ob Apple mit der Ankündigung nun nicht doch etwas übertrieben hat. Am Montag hatte der Konzern auf seiner Website groß angekündigt: „Morgen wird nur einfach noch ein Tag sein. Den Sie nie vergessen werden.“
Doch daran gibt es Zweifel: Schließlich konnten Beatles-Fans schon immer die Musik der Band auf ihre iPhones und iPods bringen, eingelesen von CDs. Und viele von ihnen haben sich bereits vor einem Jahr nochmals mit ihrer Lieblingsmusik eingedeckt, als die Plattenfirma EMI digital aufgefrischte Versionen der Beatles-Alben auf CD herausbrachte. EMI verkaufte bisher rund 13 Millionen der Neuauflagen – ein willkommener Erlös für den unter hohen Schulden ächzenden Traditionskonzern. Damit waren die Beatles rund 40 Jahre nach ihrer Trennung nochmal die erfolgreichsten Künstler des Jahres für EMI. Insofern könnte der 16. November 2010 selbst bei eingefleischten Beatles-Fans in Vergessenheit geraten.
Dabei hatte Apple mit der Ankündigung erstmal für ziemlichen Wirbel gesorgt. Im Rätselraten, worum es sich dabei handeln könnte, hatten Branchenexperten zunächst vor allem an einen neuen Streaming- Dienst gedacht, mit dem man seine Musik von überall über das Internet hören könnte. Dass so ein Service in absehbarer Zukunft kommt, gilt unter Experten als sicher: Denn Apple ließ gerade für eine Milliarden Dollar ein riesiges Rechenzentrum in den USA errichten. Die „FT“ verwies auch darauf, dass die Beatles-Goldgrube in absehbarer Zeit versiegen wird: Ende 2012 werde der Urheberrechtsschutz für die ersten Beatles-Songs auslaufen, die anderen werden in den Jahren danach folgen. Das Verhältnis zwischen Apple und den Beatles wurde in der Vergangenheit durch einen immer wieder aufflammenden Namensstreit belastet: Apple Corps ist auch der Name der eigenen Musikfirma der Musiker.
Vor vielen Jahren hatten sich die Unternehmen geeinigt, dass sich der Computerkonzern Apple aus dem Musikgeschäft fernhält – vor allem mit dem Start des iTunes-Dienstes sahen die Verwalter des Beatles-Nachlasses die Vereinbarung gebrochen. Das Kriegsbeil wurde erst 2007 begraben. Obwohl die meiste Musik immer noch auf CD verkauft wird, ist der Wandel des Geschäfts hin zu Internet-Downloads unübersehbar. Apples iTunes ist inzwischen der weltgrößte Musikverkäufer – auch zum Unbehagen der Musikindustrie, die mit Jobs immer wieder aneinandergeriet, unter anderem weil sie höhere Preise für aktuelle Hits durchsetzen wollte.