Am Dienstag wird im Gruenspan der Hamburger Musikpreis “Hans“ in acht Kategorien verliehen. Eine Ehrung für die vielfältige Musikszene.
Gruenspan. Preise, die nach Vornamen benannt werden, haben ganz offensichtlich das Zeug zu Großem. Der Academy Award heißt bekanntlich Oscar, der Deutsche Filmpreis Lola. Und die Auszeichnung, mit der Hamburger Musikgrößen von heute und morgen geehrt werden? Der heißt norddeutsch und schlicht "Hans". Wie in Hanseat. Und natürlich wie in Hans Albers.
Das Gute daran - so kurz angebunden, wie der Name manchen erscheinen mag, ist die Vielfalt der Hamburger Musikszene nun wirklicht nicht. Viele der cleversten und erfolgreichsten Acts, sowohl in den Charts als auch in der Gunst vieler Kritiker, haben ihre künstlerische Heimat an der Elbe gesucht und gefunden. 32 Kandidatinnen und Kandidaten haben bis morgen Abend Zeit, sich den einen oder anderen Fingernagel kurz zu kauen, weil erst dann vor rund 500 Gästen im Gruenspan an der Großen Freiheit das Geheimnis gelüftet wird, wer nach Meinung der aus 14 Experten bestehenden Jury demnächst einen der acht diesjährigen "Hans"-Preise stolz ins Regal stellen kann.
Die Liste der Nominierten für diese Auszeichnung, die sich die Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft (IHM) ausdachte, kann sich jedenfalls wirklich sehen und hören lassen: In der Sparte "Künstler/in des Jahres" sind Jan Delay, Dendemann, Jochen Distelmeyer und Tocotronic am Start. Lokal groß gewordene Größen vom Feinsten also - auch wenn manche von ihnen inzwischen mit einer Stadt in Verbindung gebracht werden, deren Namen nicht mit H, sondern mit B beginnt. Da aber jeder Star immer nur so gut sein kann, wie es ihm sein Team ermöglicht, kann das Umfeld von Fettes Brot, Nneka, Roger Cicero und Scooter auf eine kollektive Anerkennung ihrer Arbeit hoffen. In dieselbe Richtung zielt die Würdigung für das lokale Label des Jahres, bei der die Stilunterschiede belegen, wie groß die Angebotsvielfalt in den Klubs und Studios ist: Nominierte sind Audiolith, 105 Music, Dial Rec. und Tapete Records.
Innovationen auf dem Gebiet der medialen Endverbraucherbeglückung sind eine ganz besondere Stärke der Hamburger Szene, deswegen also auch die Kategorie "Medienformat des Jahres", diesmal mit "Balcony TV", "Inas Nacht", "Konspirative Küchenkonzerte" und das Internetportal Kultur-Port.de. In der Kategorie "Hamburger Produktion des Jahres" kommen Tobias Levin für Gisbert zu Knyphausens Album "Hurra! Hurra! So nicht.", Matthias Arfmann, Jan Delay und Kaspar "Tropf" Wiens für "Wir Kinder vom Bahnhof Soul", Andreas Herbig und Jochen Distelmeyer für dessen Solodebüt "Heavy" sowie Mense Reents und Ted Gaier für das zweite 1000 Robota-Album "Ufo" in die engere Auswahl für einen "Hans".
Die Jungs von 1000 Robota sind aber auch, gemeinsam mit Die Vögel, Hundreds und der Alin Coen Band, in der Kategorie "Nachwuchs des Jahres" gut platziert. Der Golden Pudel Club, das Uebel & Gefährlich, der Hafenbahnhof sowie das Reeperbahn Festival sind in der für Karrieren so wichtigen Sparte "Programmmacher des Jahres" kurz vor dem letzten Schritt auf das Siegertreppchen des Abends.
Das Auge hört mit, deswegen gibt es auch einen "Hans" für die grafisch ansprechendste "Verpackung des Jahres" - nominiert sind das Elbjazz Festival für Plakate und Homepage, Fettes Brot für die CD-Cover "Fettes" und "Brot", Dial Rec./Smallville Records und Store für Corporate Identity und die angefertigten Grafiken sowie Silly Walks Discotheque für ihre Poster und Flyer.