Den berühmtesten Literaturpreis der Welt bekommt in diesem Jahr der 74-jährige, peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa.

Stockholm/ New York. Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Die Schwedische Akademie in Stockholm gab den 74-jährigen Preisträger heute bekannt. Nach 20 Jahren geht der Nobelpreis damit wieder an einen lateinamerikanischen Autor. Die Akademie würdigt den 74 Jahre alten Autor für seine „Kartographie der Machtstrukturen und scharfkantigen Bilder individuellen Widerstands, des Aufruhrs und der Niederlage“. Zu den bekanntesten Werken von Vargas Llosa gehören unter anderem „Das Fest des Ziegenbocks“ und „Das Paradies ist anderswo“. Der letzte Träger des Literaturnobelpreises aus Lateinamerika war 1990 Octavio Paz aus dem mittelamerikanischen Mexiko, letzter südamerikanischer Preisträger war 1982 Gabriel García Márquez aus Kolumbien.

Vargas Llosa erhielt die Nachricht von der Auszeichnung in New York und äußerte sich „sehr gerührt und begeistert“. Der Chef der schwedischen Nobel-Juroren, Peter Englund, sagte bei der Bekanntgabe: „Llosa ist über sehr lange Zeit einer der ganz Großen der lateinamerikanischen Literatur gewesen.“ Der Peruaner habe schon in den 60er und 70er Jahren zum damaligen Boom für Literatur aus Lateinamerika beigetragen. Llosa hält sich in New York auf, wo er an der Princeton- Universität lehrt. „Er war schon um fünf Uhr aufgestanden, um sich auf eine Vorlesung vorzubereiten. Unseren Anruf bekam er um viertel vor sieben und war schon kräftig am Arbeiten“, berichtete Englund.

Llosa habe angekündigt, dass er zur Preisverleihung am 10. Dezember nach Stockholm kommen wolle. Der Peruaner gehörte nicht zu den Namen der vielen, die bei den Spekulationen der vergangenen Woche am häufigsten genannt worden waren. Allerdings zählte er seit mehr als zehn Jahren immer wieder zu den „Geheimfavoriten“.

Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat die die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an den peruanischen Schriftsteller als “sehr erfreulich“ gelobt. Der 90-Jährige sagte am Donnerstag, er schätze Llosa “ohne Zweifel“ und habe mit ihm aufschlussreiche Gespräche geführt. Ihn mit Gustave Flaubert zu vergleichen, sei “ein bisschen zu viel des Guten“, sagte Reich-Ranicki. Eher sei Llosa in der Nähe von William Faulkner zu sehen. Der Peruaner sei ein “sehr guter Realist“ und “sehr unterhaltsamer Schriftsteller“, der sehr viele Leser gefunden habe, lobte der “Literaturpapst“. Die Mitteilung der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm habe ihn “vollkommen überrascht“, sagte Reich-Ranicki weiter. “Ich habe gedacht, es wäre ein vollkommen unbekannter mongolischer Poet.“ Generell kritisierte der 90-Jährige, die meisten Entscheidungen über den Literaturnobelpreis seien in den letzten zehn Jahren ziemlich unseriös gewesen. Darüber sei er “tief enttäuscht“.

Begeistert von der Entscheidung für Llosa zeigte sich auch die deutsche Literaturexpertin Michi Strausfeld. „Ich freue mich riesig, das ist wohlverdient“, sagte Strausfeld, die mit Vargas Llosa seit 30 Jahren befreundet ist. Die Hispanistin hatte als Literatur-Scout Vargas Llosa 1980 für den Suhrkamp Verlag gewonnen und ihn jahrzehntelang betreut. Seit 2008 ist sie beim Fischer Verlag. „Das ist eine ganz große Freude, denn er ist mein Freund“, sagte Strausfeld. Sie hoffe, dass seine Bücher jetzt noch mehr gelesen würden. Argentinien als Partnerland der diesjährigen Buchmesse und der Nobelpreis für Vargas Llosa seien „ganz großartig“ für die Verbreitung der lateinamerikanischen Literatur in Deutschland.

7000 Aussteller: Party oder Psychothriller

Im vergangenen Jahr hatte die rumänisch-deutsche Autorin Herta Müller (57) den berühmtesten Literaturpreis der Welt bekommen. Er ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Millionen Kronen) dotiert und wird traditionsgemäß am 10. Dezember zusammen mit den wissenschaftlichen Nobelpreisen vom schwedischen König Carl XVI. Gustaf überreicht. Am selben Tag bekommt in Oslo der Friedensnobelpreisträger seine Auszeichnung. Die Entscheidung über die Vergabe wird am Freitag (8. Oktober) in Norwegens Hauptstadt bekanntgegeben.

Unmittelbar vor der Verkündung war der US-Autor Cormac McCarthy bei den Buchmachern zum Favoriten aufgestiegen. Dahinter folgten der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer (5:1) und der Kenianer Ngugi wa Thiong'o (6:1). Als Preisträger lag Llosa nur im Mittelfeld. Die Wetten bei Ladbrokes waren vor der Vergabe von Literaturnobelpreisen in den vergangenen Jahren teilweise ein verblüffend genauer Indikator für den tatsächlichen Preisträger.