Bücher als multimediales Ereignis auf der Frankfurter Buchmesse: Wie eine Hamburger Agentur von der Digitalisierung profitiert.

Hamburg. Die Idee hinter "House of Night" zielt vor allem auf die Nutzerbindung ab. Blutstropfen sind die einzige Währung, die akzeptiert werden. Man startet als Jungvampir und bekommt die Bluttropfen, wenn man Quizfragen beantwortet oder Zaubersprüche veröffentlicht. Aber der Weg vom Jungvampir zum richtigen Blutsauger ist hart, beschwerlich - und virtuell. Die Jugendbuchreihe „House of Night" (S. Fischer- Verlag) um die Vampirin Zoey Redbird hat im Internet eine große Fangemeinde, die sich auf der Seite treffen, austauschen und dabei die Seite etwa zwei Millionen Mal aufriefen. Bücher sind längst nicht mehr nur geklebte Papierseiten, sondern ein stetig größer werdendes multimediales Ereignis. Auch auf der Frankfurter Buchmesse vom 6. bis 10. Oktober steht das Thema Digitalisierung im Mittelpunkt. „Wir wollen Technologie und Inhalte zusammenbringen", sagte Nina Klein, Sprecherin der Buchmesse, dem Abendblatt. Unter dem Titel „Frankfurt Sparks" werden dieses Jahr zwei verschiedene Ausstellungsformate angeboten, die sich mit dem Thema Digitalisierung auseinander setzen. Bei „Frankfurt Hot Spots" stellen Technologieunternehmer ihre Produkte aus, bei „Frankfurt Story Drive" steht die Medienkonvergenz – also die Verschmelzung von Medien – im Mittelpunkt. Bei den 7000 Ausstellern werden rund 1700 Unternehmen digitale Produkte anbieten – vom E-Book bis zu multimedialen Lernspielen. Hinter der Werbestrategie, wie auch der Internetseite von „House of Night", steckt die Hamburger Agentur iRead Media, deren Geschäftsführer Dirk Moldenhauer und Ulrike Schwermann das Unternehmen 2007 gegründet haben.

Eröffnung: Last-Minute-Start mit guter Entwicklung

„Unser Agenturkonzept ist die Heirat aus Media- und Kreativagentur", sagte Schwermann. So plant und organisiert das Unternehmen die Werbestrategie, verwirklicht sie aber auch zeitgleich kreativ. Spezialisiert hat sich iRead Media auf Bücher, die im Internet vermarktet werden. Die Hamburger Verlage Carlsen, Rowohlt, Hoffmann und Campe sowie Oetinger gehören zu den Kunden – und zudem noch viele weitere im ganzen Bundesgebiet. Doch längst reicht nicht mehr die Bannerwerbung, um den Kunden zum Kauf zu verführen. Wie Moldenhauer berichtet, setzen immer mehr Verlage auf die Nutzerbindung über das Internet, zumal Print- oder TV-Kampagnen für viele Verlage zu kostenintensiv seien. Andrea Domdey, Leiterin der Marketingableitung des Hamburger Carlsen-Verlags, bestätigt, dass vor allem für Jugendliche das Medium Internet immer wichtiger wird. Und man dort die Zielgruppe auch am besten erreicht.

„Wir setzen verstärkt auf Soziale Netzwerke wie Facebook, über das wir schon zehn Kampagnen laufen gelassen haben." Dabei wird beispielsweise Protagonisten aus Büchern Leben eingehaucht und ihnen ein eigenes Profil geschaffen. Die Nutzer können dann über die Wettbewerbe, Fragen und Aufgaben mit den Figuren oder Autoren in Dialog treten. Doch nicht nur Jugendbücher finden sich verstärkt im Internet. Wie Moldenhauer dem Abendblatt sagte, sind vor allem Anzeigen für Ratgeber im Internet gewinnbringend. „Bei Google kann man gezielt Anzeigen für bestimmte Suchbegriffe schalten. Und gerade beim Thema Gesundheit wenden sich viele Menschen zunächst an die Suchmaschine."

Denn nur wenige Titel eines Verlages landen später wirklich auf der Bestsellerliste – und die Bücher aus der zweiten Reihe müssen trotzdem vermarktet werden. Da für diese Titel aber oftmals nur ein kleines Budget zur Verfügung steht, bietet sich das Internet für Kampagnen an. Davon profitiert auch iRead Media. Seit August vergangenen Jahres konnten zweieinhalb neue Stellen geschaffen werden. Und auch für das nächste Jahr sind bereits eine Vielzahl von Aufträgen eingegangen. „Der Markt der Onlinewerbung wird weiter wachsen. Gerade auch durch die Möglichkeiten der E-Books, deren Aufbereitung sich wohl noch weiterentwickeln wird. Die Formate werden sich in Richtung Multimedia entwickeln, sodass mit dem Buch auch Videos oder Bilder angeboten werden. Aber diese Entwicklung steckt zumeist noch in den Kinderschuhen."

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