Die Industrialrocker Rammstein legten Feuer in einer Winternacht und rollten dazu ausgiebig das R. Ein martialisches Pop-Spektakel.

Hamburg. Zu Beginn herrscht minutenlang provozierende Dunkelheit. Dann dumpfes Grollen aus dem teutonischen Höllenschlund. Eine Axt arbeitet sich durch die Bühnenwand zu den 15.000 in der ausverkauften Color-Line-Arena vor. In der Mitte schneidet sich Sänger Till Lindemann mit Schlachterschürze durch ein Rund. Rrrammstein sind da, die derzeit verkaufsfördernd indizierten Tabubrecher aus Berlin.

Sofort knallt und blitzt es. Die perfekt ausgeklügelte Dramaturgie aus monotonen Rhythmen, bedenklichen aber stets im Nebel versinkenden Texten und dem Hymnengesang des headbangenden Sängers nimmt ihren Lauf. Zu Gehör kommen fast alle Songs des neuen Albums „Liebe ist für alle da“ kombiniert mit älteren Hits wie „Keine Lust“ oder „Du hast“. Die Themen? Sex, Perversion, Machtspiele, Initiation. Wie heißt es so treffend in „Benzin“? „Willst du dich von etwas trennen, dann musst du es verbrennen.“

Permanent speit es dekorativ aus Fontänen Feuer. Getrennt ist die Band an diesem Abend von dem an einem Infekt erkrankten Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz. Ein Teil der Show muss umgestellt werden. Zu "Asche zu Asche“ liegt statt seiner ein Bühnenarbeiter in der großen Badewanne und muss sich von Lindemann mit einem Funkenregen besprühen lassen. Die Industrialrocker fahren wie gewohnt eine Menge auf. Dennoch beschleicht einen der Verdacht, dass der ganze Budenzauber nur von einer bis auf wenige Ausnahmen öden Musik ablenken soll.

Hamburger Konzertfotografen boykottieren das Rammstein-Konzert

Hamburger Konzertfotografen boykottierten das Rammsteinkonzert am Montag aufgrund von Knebelverträgen. Stellvertretend auch für viele weitere Kollegen trafen sich spontan die Fotografen Philipp Szyza - 2-kameraden, Christian Fischer - Buehnenblicke, Rainer Merkel, Joerg-Martin Schulze - jms-photo, Carsten Schem - Concert Views, Marco Maas - Fotograffirma, Heiko Sehrsam - Pics Hamburg, Nicola Ruebenberg - Face To Face, Isabel Schiffler - Jazz Archiv, Markus Lubitz - Jazz Archiv zum gemeinsamen Protestfoto.

Der Vertrag der Rammstein GbR reduziert u.a. die Verbreitungsmöglichkeiten der Konzertfotos auf ein einziges, namentlich zu bezeichnendes Medium und beinhaltet, dass Rammstein die Bilder gratis für eigene Zwecke nutzen darf. Bildjournalistinnen und -journalisten sollen der Band gestatten, Fotos für die Nutzung auf Webpages von Rammstein oder dem Management der Band ohne gesonderte Vergütung nutzen. (HA)