Hamburgs Erster Bürgermeister Ahlhaus drohte der Kulturszene bereits mit dem Rotstift. Der Kultursenator fordert Umstrukturierungen.
Hamburg. Leere Staatskassen und drohende Kürzungen im Kulturbereich: Mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen will Hamburgs neuer Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) Schließungen großer Museen und Theater vermeiden . Umstrukturierungen, etwa bei den stadtgeschichtlichen Museen, schloss er aber nicht aus. „Ich werde bis zum Letzten kämpfen, dass wir keine der großen Einrichtungen verlieren“, sagte er in einem Gespräch. „Eine Schließung des Schauspielhauses beispielsweise hielte ich für einen so riesigen Verlust, dass wir ihn auch in Zukunft – wenn es Hamburg in Sachen Steuereinnahmen wieder besser gehen sollte – nicht korrigieren können.“
Allerdings deutete der 53-Jährige an, dass es etwa bei den vier stadtgeschichtlichen Museen – Altonaer Museum, Hamburgmuseum, Helms- Museum und Museum für Arbeit – zu Umstrukturierungen kommen könne. „Dass der jetzige Zustand unbefriedigend ist, sagt jeder, der sich damit beschäftigt.“ Sammlungen, die zusammengehörten – etwa im maritimen Bereich – seien auf verschiedene Häuser verteilt. „Aber auch viele Dinge, die hinter den Kulissen stattfinden, sollten sinnvollerweise aus einem Guss gemacht werden; angefangen bei den Depots über die Buchhaltung bis zur Museumspädagogik.“
Hamburgs Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) hatte in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt bereits mit dem Rotstift gedroht: „Ich glaube, dass in einer Stadt wie Hamburg ein lebendiges, aktives Kulturleben notwendig ist. Aber möglicherweise nicht mit allem, was uns in den letzten Jahren lieb und teuer geworden ist.“ In der kommenden Woche will der Senat die größten Einsparungen in der Geschichte der Hansestadt beschließen. Der Doppelhaushalt 2011/2012 soll jährlich um rund 560 Millionen Euro entlastet werden.
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Sein konkretes Sparprogramm wollte Stuth vorab nicht preisgeben: „Es würde meine Verhandlungsposition deutlich schwächen, wenn ich mich im Vorfeld festlegen würde.“ Seiner Ansicht nach könnten aber zunächst über die Eintrittspreise Einnahmeverbesserungen erzielt werden, bevor Theater, Museen, Bücherhallen schließen müssten. Diese Entscheidung läge in erster Linie bei den Verantwortlichen, etwa den Museumsdirektoren oder Theaterintendanten. „Sie müssen selbst entscheiden, ob sie zu allererst an Einnahmeverbesserungen, an Leistungseinschränkungen oder an Teilschließungen denken.“
Die Hansestadt sieht der Senator vor allem gegenüber Berlin im Nachteil: „Würden wir auch nur ein Teil der Mittel vom Bund erhalten, die Berlin bekommt, oder sogar auch Bonn, dann würde Hamburg im europäischen Vergleich zweifellos weit vorn liegen.“ Leider finanziere Hamburg mehr für den Bund, als die Stadt zurückbekomme.
Trotzdem könne die Hansestadt dem bundesweiten Vergleich ohne Zweifel mühelos standhalten, besonders was die Theater betrifft. Denn auch ohne zusätzliche Hilfe genießen viele Hamburger Kultur-Einrichtungen laut Stuhth ein hohes internationales Ansehen. „Mit dem Ballett spielen wir etwa in Europa in der obersten Liga mit, die Oper hat ein hervorragendes Renommee und das Thalia-Theater wird mit Preisen geradezu überhäuft. Leider bleibt die Wahrnehmung der Kunsthalle und die des Schauspielhauses mitunter hinter ihrer realen Qualität zurück.“
Dossier: Der neue Kultursenator Reinhard Stuth (CDU)