Hans-Jürgen Fink, Mitglied der Abendblatt-Chefredaktion, berichtet exklusiv für abendblatt.de von den Richard-Wagner-Festspielen aus Bayreuth.

Bayreuth. Es war sicher der kürzeste Auftritt der Festspiel-Leitung bei einer Pressekonferenz zur Eröffnung der Richard-Wagner-Festspiele. Die beiden Neuen kamen, sagten „guten Tag“, murmelten etwas von künftig häufigeren gemeinsamen Auftritten – und gingen wieder, noch bevor jemand auch nur eine einzige Frage an Katharina Wagner oder ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier richten konnte. Die verblüfften Journalisten blieben mit Pressechef Peter Emmerich, dem Dirigenten und der Regieassistentin des freudlos-depressiven „Tristan“ in der „Silver Lounge“ zurück; rund um die fünf Jahre alte Musikbremse, die Christoph Marthaler 2005 auf die Bühne stellte, kam rechte Neugier nicht auf.

Dafür war’s bei der nächsten Fragerunde eine Stunde später bunt: Katharina Wagner, die sich als freundlich-schnodderige Macherin präsentierte, wurde begleitet vom agil-kreativen Geschäftsführer der Mediengesellschaft der Bayreuther Festspiele (BF-Medien), Alexander Busche, der die neue Leitfarbe der Festspiele sehr ernst nahm: lila der Anzug, lila die Krawatte und lila sogar die Streifen an den weißen Turnschuhen. Seine Textfassung des „Fliegenden Holländers“ für Kinder jedenfalls kam bei der Premiere gut an.

Dort ging es hoch her: Das Geisterschiff war eine vollgepackte Draisine, Senta versuchte, Erik Teddy zu exekutieren. Die Windmaschine wurde von den anwesenden Kindern kräftig unterstützt. Und Ursula von der Leyen, in deren Zuständigkeit als Bundesfamilienministerin also auch Musik für Kinder fällt, saß mittendrin und war am Ende richtig begeistert. „Kompakt und leicht verständlich“ sei dieser Versuch gewesen, Kinder an das schwierige Genre der Oper heranzuführen, sagte sie dem Abendblatt. „Aber wenn es so toll aufbereitet ist und viel Spaß macht, kann es funktionieren.“ Sie will sich die große Oper am Nachmittag sparen und ist extra zur Premiere für die Kleinen angereist.

Toll fanden es auch Tobias und Florian (10), die vor allem von Sentas und des Holländers Flucht durch das Oberlicht fasziniert sind. Das Geisterschiff, den Erzähler-Seemann und den Matrosenchor zum Mittrampeln natürlich auch. Ob sie nun kleine Wagner-Fans sind, ist noch nicht entschieden. Aber ihren Gesichtern war deutlich anzusehen: Richtig schlimm fanden sie’s nicht – sie wollen „vielleicht noch mal reinhören“. Um 13 Uhr war die erste Premiere gelaufen. Da standen oben vor dem Festspielhaus schon die ersten Sehleute, um sich ihre Plätze mit Exklusivblick auf die Kanzlerin zu sichern.