Axel Hacke und Ursula Mauder präsentieren im St.-Pauli-Theater Geschichten und Songs über die Liebe an guten und schlechten Tagen.

St.-Pauli-Theater. Guter Humor hat etwas Tröstendes. Für den Autor und für seine Leser. Guter Humor, findet der Schriftsteller und Journalist Axel Hacke, muss "mit den Schwierigkeiten des Lebens verbunden sein". Diese Lebensschwierigkeiten sind in der Regel weniger das große Grauen als das kleine Grau. Das Alltagsgrau.

Wie sich das große erhabene Gefühl der Liebe zum kleinen banalen Alltag verhält, die Romantik zur Zahnpastatube sozusagen, darum kreisen Hackes Kolumnen, die der Autor zum Beziehungsratgeber gebündelt hat: "Das Beste aus meinem Liebesleben" ist eine Art Best-of des Kommunikationsproblems zwischen Männlein und Weiblein. Und gleichzeitig das Tagebuch der Beziehung von Axel Hacke und seiner Ehefrau Ursula Mauder, in abgewandelter, fiktiver Form, versteht sich. Ursula Mauder heißt in den Geschichten Paola, und Paola - das sind irgendwie alle Frauen.

+++ Wenn Axel Hacke im "Wortstoffhof" fleißig recycelt +++

Was läge näher, als Hackes pointierte, manchmal rasend komische, immer menschenfreundliche Kurztexte zu verbinden mit den Songs seiner Frau, deren neues Album nicht ganz zufällig "The Love Diaries" heißt. Er liest, sie singt, Eigenes und Bekanntes aus Jazz, Pop und Soul, Bill Withers, India Arie, Bob Dylan. Ein ganzer Beziehungsbilderbogen soll an diesem Abend - nicht von ungefähr der Vorabend des Valentinstags - auf der Bühne des St.-Pauli-Theaters durchdekliniert werden, von rosaroter Verliebtheit und Flittern unter (imaginären) Palmen bis zu plötzlichen Eifersuchtsattacken samt Trennungsangst. Der ganz normale Paar-Wahnsinn mit all seinen Aggregatzuständen also.

Da wäre etwa das Partnerschaftspassiv, jene (unbewusst) viel verwendete Aufforderungsform, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn der Wasserhahn tropft. Der Müll stinkt. Oder, wie im Falle Hacke-Mauder, eine einsame lilafarbene Christbaumkugel im August noch auf der Kommode im Flur liegt, unterwegs in den Keller, aber eben nur fast. "Jemand müsste mal die Kugel in den Keller bringen ...", heißt es dann. Oder einer. Oder man. Die Kugel müsste gebracht werden. Beziehungsdialoge wie diese, die ihre ganz eigene Dynamik entwickeln, ein Beziehungs-Pingpong gewissermaßen, sind Hackes Spezialität. Und jeder - noch so üble - Streit ist zumindest Stoff für eine neue Geschichte. "Das Kolumnenschreiben war eine tolle Zeit für mich", sagt Hacke, dessen bei den Lesern sehr beliebte "Das Beste aus meinem Leben"-Kolumne im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" 2008 umbenannt wurde in "Das Beste aus aller Welt". "Auf diese Weise konnte ich viel von dem, was ich in meiner Beziehung erlebt habe, verarbeiten. Und meine Frau konnte nichts dazu sagen." Grinsen.

Es sind Geschichten, in denen sich die Leser zuhauf wiederfinden. Das trägt nicht unerheblich zu ihrem Erfolg bei. Wer angesichts einer privaten Durststrecke das Gefühl hat, damit allein in einem Universum von Glückseligen zu sein, erfährt beim Lesen: Dem ist nicht so. Und fühlt sich seltsam getröstet. Eine "Performance-Gesellschaft" nennt es Hacke. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele Leute große Schauspieler sind. Sie spielen den anderen ein Familienglück vor, ein Beziehungsglück. In den Geschichten erfährt man dann, dass viele dieselben Schwierigkeiten haben. Sie sagen es nur nicht."

Nicht nur, weil Hackes Kolumen und Mauders Songs jeweils um das Thema Liebe kreisen, ergänzen sie sich aufs Trefflichste. Auch weil Schreiben und Musik in gewisser Weise verwandte Künste sind. "Ein guter Song erzählt immer auch eine Geschichte. Und eine gute Geschichte hat immer einen eigenen Swing, einen Sound", sagt Hacke. So wie auch jede Liebesbeziehung ihren eigenen Rhythmus hat - der manchmal ganz wunderbar im Gleichklang groovt, ein andermal stottert und aus dem Takt gerät. Dann hilft in der Regel nur eines: Eine gesunde Portion Humor.

Axel Hacke, Ursula Mauder. Und Band. Mo 13.2., 20.00, St.-Pauli-Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 19,- unter der Tickethotline 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de