Thomas Gottschalk hat mit seiner neuen ARD-Vorabendshow eine sehr gute Einschaltquote geholt. 4,34 Millionen Zuschauer sahen am Montagabend die Premiere der halbstündigen Sendung „Gottschalk live“, die von jetzt an immer montags bis donnerstags um 19.20 Uhr läuft. Der Marktanteil lag bei 14,6 Prozent – das ist deutlich über dem Senderschnitt am Vorabend. Im vergangenen Jahr hatte „das Erste“ in der Zeit zwischen 18.00 und 20.00 Uhr gerade einmal durchschnittlich 8,4 Prozent Marktanteil.
Berlin/Hamburg. Thomas Gottschalk hat mit seiner neuen ARD-Vorabendshow eine sehr gute Einschaltquote geholt. 4,34 Millionen Zuschauer sahen am Montagabend die Premiere der halbstündigen Sendung „Gottschalk live“, die von jetzt an immer montags bis donnerstags um 19.20 Uhr läuft. Der Marktanteil lag bei 14,6 Prozent – das ist deutlich über dem Senderschnitt am Vorabend. Im vergangenen Jahr hatte „das Erste“ in der Zeit zwischen 18.00 und 20.00 Uhr gerade einmal durchschnittlich 8,4 Prozent Marktanteil.
Gemütlich hat er's hier, der Gottschalk. Flokati auf hellen Eichendielen, Bücherstapel auf der Fensterbank, in der Ecke lehnt eine Gitarre, als wäre es nur eine Frage von Minuten, bis man zur Hausmusik übergeht. Sein "Wohnzimmer", nennt Thomas Gottschalk sein neues ARD-Studio, in dem er den Zuschauer mit offenen Armen willkommen heißt: Lasst es uns nett miteinander haben.
Alles, was verschrecken könnte, hat der umsichtige Moderator von vornherein aussortiert: Politik, Promi-Experten, Kochlöffelschwingen. Eine "Wulff-freie halbe Stunde" sollte es werden. Hollywoodstar Nicolas Cage wurde spontan ein- und genauso schnell wieder ausgeladen - zu abgehoben vermutlich für das, was "Gottschalk Live" in erster Linie sein will: Wohlfühlfernsehen. "Wir fangen ganz einfach an", sagte Gottschalk, und das bedeutete: bei ihm. Bei seiner Familie.
Nicht in die kalifornische Sonne von Malibu, wo Gottschalk lebt, nahm er das Publikum in dieser Auftaktsendung mit, sondern zu Tante Zilly, Onkel Oswald und einem Cousin aus Leipzig, dem die Zeitschrift "Freizeit-Revue" den finanziellen Bankrott nachgewiesen hatte ("Skandal: Gottschalks Cousin komplett verarmt").
Wie ein stolzer Familienvater stellte Gottschalk Mitglieder seines rund 20-köpfigen Redaktionsteams vor - Social Media-Redakteurin Caro und Assistent Johannes - und wer mochte, konnte gleich das Handy zücken oder den Laptop hochfahren und die Krawatte vom Günther (Jauch) ersteigern, in der wahrscheinlich noch Reste seines Rasierwassers klebten.
Die Gemütlichkeit, sie hielt an. Es hätte nicht viel gefehlt und Gastgeber Gottschalk hätte sich aus seinem ockerfarbenen Zweiteiler herausgeschält und den Bademantel übergeworfen. Wen stört's - gucken ja nur ein paar Millionen Menschen zu. Immerhin, die Einweg-Pantoffeln schafften es ins Fernsehen, ein in Originalfolie verpacktes Mitbringsel aus dem Hotel, das Gottschalk und Gast Bully (Herbig) dann auch gleich in Betrieb nahmen, bevor es aufs Gästesofa ging, in diesem Fall: auf die Ledersessel.
Thomas Gottschalk, der es sich stets zu Herzen genommen hat, wenn Kritiker ihm wiederholt seine Interviewschwäche vorwarfen, legte sich sichtlich ins Zeug, ein Gespräch zu führen, kein Smalltalk, kein Geplänkel. Und hätte die ARD nicht mit Autowerbung, Apothekenmagazinreklame und Wetter alles zerhackstückt, es wäre in der Tat eine hübsche Unterhaltung geworden. "Gibt es ein Publikum für diesen Stoff?", wollte Gottschalk vom Schauspieler anlässlich des neuen Kinofilms "Zettl" von Helmut (Dietl) wissen - und meinte schon wieder ein bisschen sich selbst: Gibt es in diesem Land ein Publikum für diese Art von gehobener Unterhaltung?
Wie angekündigt ging es kurz um das Ehe-Aus von Seal ("ein ausgesprochen netter Kerl") und Heidi (Klum), die bei Gottschalk und RTL 1992 ihren ersten Modelvertrag gewann. Es hat nicht halten können, behauptete der Mann des Abends, der mit Heidi schon auf der ein oder anderen Halloweenparty (Er: Pirat, Sie: Häschen) getanzt hat: "Zwei Menschen, die beide Karriere im Showbusiness machen wollen, das geht selten gut."
Thomas Gottschalk, der sich freiwillig in die "Todeszone" des ARD-Vorabends hineinbegeben hat, wirkte in keiner Sekunde angespannt. Gentlemanwürdig und lässig, eine Hand in der Hosentasche, schlenderte er durchs Studio, ließ eigene Paparazzibilder einblenden (mit der Sekretärin im Berliner Szenetreff Grill Royal beim Steakessen), in seinem Gesicht spiegelte sich, wenn nicht alles täuscht, so etwas wie Erleichterung, dass das Warten, Herumspekulieren und Ins-Leere-Produzieren nun ein Ende hat. Dass die Kuh endlich auf dem Eis ist. Die Kuscheligkeit, das Heimelige, die inszenierte Privatheit wird wohl vorerst anhalten bei "Gottschalk Live". Heute zum Beispiel ist ein Eisbärenbaby zu Gast in der Sendung.
In Hamburg lag "Gottschalk Live" mit 70.000 Zuschauern nur auf dem 14. Platz, am meisten schalteten bei der ARD-"Tagesschau" (160.000), bei dem RTL-"Dschungelcamp" (140.000) und bei dem ZDF-Fernsehfilm "Die Lehrerin" (120.000) ein.
Die ARD schaffte mit dem neuen Format keine Verjüngung des Programms. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schalteten gerade einmal 6,7 Prozent der Fernsehzuschauer ein – das ist ziemlich genau der Wert, den der öffentlich-rechtliche Sender im Gesamtprogramm erreicht. Bei den Älteren hingegen konnte Gottschalk besonders punkten: 22,9 Prozent der Über-65-jährigen Zuschauer schalteten die Show ein, in der Schauspieler Michael „Bully“ Herbig zu Gast war, wie das Marktforschungsunternehmen Media Control am Dienstag mitteilte.
Das ZDF lockte am Vorabend mit dem Handball-EM-Spiel Dänemark-Deutschland (ab 18.20 Uhr) 4,25 Millionen Zuschauer (15,7 Prozent) an. In der Prime-Time ab 20.15 Uhr hatte hingegen der Privatsender RTL deutlich die Nase vorn: Günther Jauchs Quiz „Wer wird Millionär?“ hatte 6,63 Millionen Zuschauer (19,3 Prozent) und „Rach, der Restauranttester“ 6,64 Millionen (20,3 Prozent). Die Dschungelshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, bei der diesmal Ex-Popstar Marlene „Jazzy“ Tackenberg rausgewählt wurde, sahen ab 22.15 Uhr 7,16 Millionen Zuschauer (30,0 Prozent) – in der jüngeren Zielgruppe waren sogar 40,2 Prozent dabei.
Der ZDF-Film „Die Lehrerin“ interessierte ab 20.15 Uhr 5,29 Millionen Menschen (15,4 Prozent). Die ARD-Dokumentation „Der H&M-Check“ hatte 4,91 Millionen Zuschauer (14,3 Prozent), die anschließende Talk-Sendung „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg 4,70 Millionen (14,3 Prozent).
Sat.1 erreichte mit der Krimiserie „Der letzte Bulle“ 2,97 Millionen Zuschauer (8,6 Prozent), Vox mit der US-Krimiserie „CSI: NY“ 2,87 Millionen (8,3 Prozent), ProSieben mit zwei Folgen der Science-Fiction-Serie „Eureka – Die geheime Stadt“ 1,63 Millionen und 1,68 Millionen (4,7/5,1 Prozent), Kabel eins mit der Komödie „Taxi 4“ 1,37 Millionen (4,1 Prozent) und RTL II mit der Dokusoap „Die Wollnys - Eine schrecklich große Familie!“ 1,23 Millionen (3,6 Prozent). (dpa/abendblatt.de)