Es wurden kaum Worte gewechselt, dafür mehr gute Musik gespielt. Eric Clapton und Steve Winwood spielten in der O2 World groß auf.
Hamburg. Zwei Stunden Musik pur. Kein Firlefanz, kein Drumherum, keine Spielereien. Nur Musik. Vom Feinsten. So sieht's aus, wenn zwei Superstars ein Konzert geben. Um zehn nacht acht betraten gestern Abend Eric Clapton, Steve Winwood und die dreiköpfige Begleitband die Bühne der ausverkauften O2 World und fingen an zu spielen. Mit "Had To Cry Today" ging's los und um zehn nach zehn endete das reguläre Programm mit "Cocaine", einem von Claptons großen Hits. Dazwischen wechselten die beiden immer wieder zwischen Rock und Blues, sagten kaum ein Wort und rissen ihr Publikum zur Begeisterung hin.
Eric Clapton und Steve Winwood spielten vor mehr als 40 Jahren für kurze Zeit mal zusammen in der ersten Supergruppe des Rock, "Blind Faith". Da hatten sie beide schon eine erfolgreiche Karriere hinter sich. Winwood, damals noch Stevie, war in den frühen 60er Jahren mit seiner soulig-rauhen Stimme Star der Spencer Davis Group, obwohl er noch ein Teenager war. Einen der Hits aus dieser Zeit, "Gimme Some Lovin'" gab's auch gestern Abend zu hören. Zur Begeisterung des Publikums. Und Clapton ist für die meisten im Publikum, die in seinem Alter sind, sowieso der beste Gitarrist der Welt. Keiner kann seinen zahllosen Gitarren, die er auch an diesem Abend wieder spielt, so viel Drive entlocken, keiner kann so innig wie er die Saiten anschlagen.
Rockig begannen die beiden Gitarristen mit "Low Down", dann wechselte Winwood ans keyboard für "After Midnight" und "The Presence Of The Lord". Beim fünften Stück "Well alright" fing das Publikum wild an zu klatschen. Es sieht aus, als hätten viele der Männer im Publikum mal davon geträumt, ein bißchen wie Clapton zu sein. Und viele der Frauen davon, einen Freund wie Clapton zu haben.
Gequatscht wird bei diesem Konzert nicht. Außer einem gelegentlichen "Thank you" ist kein Wort zu hören. Nur einmal unterbricht Clapton, lächelt sogar und erzählt, dass er öfter hier in Hamburg war und auch mal im Zoo. Steve war nur einmal hier, grinst er, das war 1963. Irgend etwas jungbrunnenhaftiges scheint diese Musik zu haben. Winwood wirkt fast wie vor Jahrzehnten. Und Clapton sieht mit seinen schulterlangen Haaren und Mittelscheitel aus wie ein Poet. Wie Peter Handke.
Viel Rock wird gespielt an diesem Abend. Und Blues. Winwood legt ein "Georgia On My Mind" hin, beinah schöner als jeder Ray Charles es konnte. Clapton spielt akustisch seine "Layla", ein traumhafter Höhpunkt. Hits wie "Crossroads" aus Claptons Jahren mit "Cream" oder "Can't find my Way Home" aus der "Blind Faith"-Zeit werden vom drängenden keyboard Winwoods gepusht. Und Clapton wechselt wieder einmal die Gitarre. Kurz vor Schluss eine viertelstündige Hommage an Jimi Hendrix und seinen Song "Voodoo Chile".
Die - Jungs kann man ja wohl bei Mittsechzigern nicht mehr sagen - Herren hatten sichtlich Spaß am Spiel. Die Zuschauer auch. Es war eine unangestrengte, schöne Reise in die Vergangenheit, die heute klarer und wirkungsvoller ist denn ja. Ein schöner Abend.