Drei Tage hat es nur gedauert, dann war klar: der neue Song “Satellite“ von Sängerin Lena Meyer-Landrut hat den ersten Rekord gebrochen.
Hamburg. Deutschlands Grand-Prix-Hoffnung Lena Meyer-Landrut (18) hat mit ihrem Wettbewerbssong „Satellite“ einen Verkaufsrekord aufgestellt. Binnen drei Tagen (seit der Wahl am Freitagabend) hat sich der Song online so gut verkauft wie bislang noch kein Musikdownload, teilte das Marktforschungs- unternehmen Media Control am Montag mit. „Satellite“ und der Song „Love Me“, den die 18-Jährige im Finale der Castingshow „Unser Star für Oslo“ ebenfalls gesungen hatte, machten zusammen die Hälfte aller Top-Ten-Verkäufe bei den Single-Downloads von Freitag bis Sonntag aus.
Mit der 18-jährigen Sängerin aus Hannover hat sich am Wochenende ein gutes halbes Dutzend weiterer Grand-Prix-Kandidaten qualifiziert. Das 39er-Teilnehmerfeld ist damit fast zwei Monate vor dem Wettbewerb (Halbfinals 25./27.5.; Finale 29.5.) so gut wie komplett.
Die Türken schicken nach dem erfolgreichen Ethno-Pop im Vorjahr nun die Gruppe Manga ins Rennen – ihr Rock-Pop-Song „We Could Be The Same“ kommt aber eher konventionell daher. Orientalischer muten da schon die Griechen an: Giorgos Alkaios & Friends bewegen sich mit „OPA“ irgendwo zwischen Sirtaki, Kreta-Strandparty und Balkan-Disco - das geht zumindest ins Bein.
Die Iren wollen mit ihrer 1993er Eurovision-Gewinnerin Niamh Kavanagh endlich wieder einmal punkten. Ihre Ballade „It's For You“ klingt aber wie schon mal gehört, nämlich bei Céline Dions „Titanic“- Welthit „My Heart Will Go On“, jedoch ohne dessen Klasse: eben Maschinenraum statt Captain's Dinner. Die Gefahr ist groß, dass Siebenfach-Sieger Irland damit erneut untergeht – und mit der grünen Insel auch Titelverteidiger Norwegen, das mit „My Heart Is Yours“ von Didrik Solli-Tangen im gleichen Fahrwasser dümpelt.
Viel Schmalz und Herzblut für Mütterchen Russland vergießt Peter Nalitch mit seiner folkloristisch angehauchten Ballade „Lost And Forgotten“ – im Internet ist er bereits ein Star: Sein ironischer Song „Guitar“ ist bei YouTube bereits fast drei Millionen Mal angeklickt worden; sein Wettbewerbssong ist bisher noch nicht so weit.
Doch auch „Unser Star für Oslo“ kann im Internet mit Präsenz protzen: In der Hitparade der Musikdownloads steht „Satellite“ schon jetzt ganz oben, das Marktforschungsunternehmen Media Control spricht von „erdrutschartigen Verkäufen“, Lenas Fanseite beim Online-Netzwerk Facebook geht auf die 30.000er-Marke zu und die Videos ihrer Auftritte in der Castingshow-Reihe kommen auf jeweils mehrere hunderttausend Klicks. Für den Auftritt auf internationalem Parkett kann die Enkelin des deutschen Ex-Diplomaten Andreas Meyer-Landrut sicher auf Tipps vom Opa bauen.
Die Niederländerin Sieneke setzt eher auf Spaß denn auf musikalische Klasse – und ist so wohl kaum eine Gefahr für Lena. Das Nachbarland dürfte mit seiner Karnevals-Schunkel-Nummer „Ik Ben Verliefd (Sha-la-lie)“ aus der Feder von Schlumpf-Vader Abraham (Pierre Kartner) nach normalen Maßstäben nicht einmal das Halbfinale überstehen. Ähnlich wie die Slowenen, deren Song „Narodno Zabavni Rock“ eine wilde Mischung aus „Musikantenstadl“ (inklusive Dirndl, Kniebundhose, Quetschkommode) und 80er-Jahre-Lederjackenrock ist.
Doch Vorsicht: Was ist beim Grand-Prix schon normal? Die schräge ukrainische Transvestiten-Kunstfigur Verka Serduchka holte 2007 mit dem Partykracher „Lasha Tumbai“ Platz zwei und der österreichische Kabarettist Alf Poier mit dem skurrilen „Weil der Mensch zählt“ Rang sechs.
Auf ihre Andersartigkeit baut aber auch die deutsche Kandidatin - oder wie das Talententdecker Stefan Raab in einer seiner zahlreichen Lobeshymnen so schön ausdrückte: „Es gibt viele, die sind so, und es gibt wenige, die sind anders, und du bist eben anders.“ Anders ja, aber nicht schräg: Denn ihr Song „Satellite“ – geschrieben von der Amerikanerin Julie Frost und dem Dänen John Gordon, der als Gitarrist bereits für Suzanne Vega und Madonna arbeitete – ist kein klassisch-schlechter Eurodance, keine Folklore-Anbiederei und auch kein Rock-Schocker à la Lordi (das waren die Horrormasken-Musiker, die 2006 den Grand Prix gewannen).
Lenas Lied ist ein etwas spezieller Pop-Song, mit viel ironisch-erzählerischem Sprechgesang und erinnert stark an die Garde junger britischer Songschreiberinnen von Kate Nash über Adele bis zu Lily Allen. Sicher kein Ohrwurm, aber ein Lied, das im Finale der 25 besten im Ohr hängen bleiben könnte.