Schwedens König Carl Gustav überreichte dien Preis bei einer feierlichen Zeremonie. Insgesamt zeichnet er dieses Mal fünf Frauen aus.

Stockhom. Die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller hat am Donnerstag in Stockholm den Literatur-Nobelpreis entgegen genommen. Schwedens König Carl Gustav überreichte die Auszeichnung bei einer feierlichen Zeremonie in Stockholm an die 56-Jährige. Unter den Preisträgern für Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft waren in diesem Jahr vier weitere Frauen – ein Rekord in der Nobelpreis-Geschichte.

Die in Berlin lebende Müller wurde unter anderem für ihren Roman „Atemschaukel“ und ihre realitätsnahen Darstellungen des Lebens unter der kommunistischen Führung in Rumänien ausgezeichnet. In seiner Laudatio wandte sich der Literaturwissenschaftler Anders Olsson auch auf Deutsch an die Preisträgerin. Müller habe den Mut gehabt, gegen „die provinzielle Unterdrückung und den politischen Terror“ kompromisslos Widerstand zu leisten. Den Nobelpreis verdiene sie für den „künstlerischen Gehalt dieses Widerstands“.

Müller wurde 1953 in Nitchidorf im deutschsprachigen Raum Rumäniens geboren. 1987 ging sie nach Deutschland ins Exil. In ihre Werke flossen immer wieder autobiographische Erfahrungen ein. So verarbeitete sie das Schicksal ihrer Mutter, die wie viele Rumäniendeutsche 1945 in die Sowjetunion deportiert worden war, in dem in diesem Jahr veröffentlichten Roman „Atemschaukel“. Müllers Debüt, die Novellensammlung „Niederungen“ (1982), wurde in Rumänien nur zensiert herausgegeben. Wegen ihrer kritischen Haltung zum Ceausescu-Regime wurde sie in ihrer Heimat später mit einem Publikationsverbot belegt.

Außer Müller wurden im Stockholmer Konzerthaus weitere vier Frauen ausgezeichnet. Insgesamt haben bislang 40 Frauen den Nobelpreis verliehen bekommen. Die erste weibliche Preisträgerin überhaupt, die Naturwissenschaftlerin Marie Curie, erhielt den Nobelpreis gleich zwei Mal.

Erstmals erhielt in diesem Jahr eine Frau den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Die US-Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom teilt sich die mit insgesamt zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) dotierte Ehrung mit einem Landsmann, dem Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler Oliver Williamson. Für die Erforschung der Zellalterung wurden die US-Australierin Elizabeth Blackburn sowie Carol W. Greider und Jack W. Szostak aus den USA mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Der Nobelpreis für Chemie ging an die israelische Forscherin Ada Jonath sowie Venkatraman Ramakrishnan und Thomas Steitz aus den USA, die mit ihrer Forschung die Entwicklung moderner Antibiotika ermöglicht haben. Den Nobelpreis für Physik teilt sich der chinesischstämmige US-Forscher Charles Kao mit zwei Kollegen aus den USA, Willard Boyle und George Smith. Sie wurden für ihre Arbeiten zur Glasfaseroptik und Halbleitertechnik ausgezeichnet.