Der Kinofilm “Die Bucht“ von Louie Psihoyos zeigt, wie jährlich Zehntausende Delfine im japanischen Taiji brutal getötet werden.

Die kleine Stadt Taiji sieht aus „wie aus einem Roman von Stephen King“, sagt der Regisseur Louie Psihoyos. Überall sind Häuser und Souvenirläden bunt bemalt mit niedlichen Delfinen. Jährlich im September kommen japanische Touristen und Delfintrainer aus der ganzen Welt zum größten Delfinmarkt nach Taiji: Fischer treiben tausende Delfine zusammen, und die Trainer suchen sich für ihre Delfinarien junge Tiere aus. Die Zuschauer sind begeistert.

Was in den frühen Morgenstunden des nächsten Tags geschieht, sehen sie nicht: Die Fischer treiben die übrigen Delfine mit Schleppnetzen in eine benachbarte, nicht einsehbare Bucht und schlachten Tausende von ihnen im flachen Wasser ab. Innerhalb weniger Stunden schwimmen die Boote nicht mehr auf tiefgrünem Wasser, sondern in einem Meer von Blut.

Psihoyos’ Film „Die Bucht“ ist nichts für schwache Nerven. Er zeigt die dunkle Seite der allgemeinen Delfinbegeisterung: Um die scheinbar lustige, unterhaltsame Welt der Delfinarien zu ermöglichen, muss es einen Markt mit Preisen für diese Tiere geben. Für einen lebend gefangenen Delfin zahlen Delfinarien bis zu 150.000 Dollar; für einen toten bekommen die Fischer von japanischen Fischfabriken immerhin noch 60 Dollar. Das mit Quecksilber hoch kontaminierte Fleisch wird in Japan als „Walfleisch“ deklariert und in Lebensmittelmärkten verkauft, bis vor Kurzem bekamen Kinder in Taiji es sogar bei den Schulspeisungen.

Der Filmzuschauer kann die komplizierten Vorbereitungen miterleben, ohne die die Filmaufnahmen nicht möglich gewesen wären. Die Todes-Bucht ist wie eine natürliche Festung auf drei Seiten von Felswänden umgeben, nur durch zwei schwer bewachte Tunnel erreichbar und liegt paradoxerweise in einem Nationalpark. Nicht nur zwei professionelle Apnoetaucher, versteckt an den Felsen montierte, hochauflösende Kameras und Mikrofone, Unterwasserkameras sowie eine fliegende, kamerabestückte Drohne waren im Einsatz. In mehreren Nächten musste das Team sie in der verbotenen Zone installieren. „Das war sicher keine normale Filmproduktion“, sagt Psihoyos.

Urheber der Aktion ist ein Mann, der seit 20 Jahren für Delfine kämpft: der ehemalige Delfintrainer Ric O’Barry, der in den 60er Jahren mit der TV-Serie „Flipper“ berühmt wurde. Die fünf Delfin-Damen, die abwechselnd „Flipper“ spielten, hatte er selbst vor Florida gefangen. Im Lauf der Jahre wurde ihm klar, dass diese schwimmenden Säugetiere mit dem hoch entwickelten Sonar-Sinn in Gefangenschaft krank und depressiv werden und sogar sterben. Seither hat er in den USA und in Südamerika zahlreiche Delfine aus Definarien befreit. Ric O’Barry ist der meistgehasste Mann in der Delfinarienszene.

Der Film räumt auch auf mit der Annahme, Japanern wären Wale und Delfine gleichgültig. Bei einer Straßen-Umfrage des Filmteams in Tokio zeigten sich die befragten Japaner entsetzt über die Enthüllungen von Taiji. Sie schwärmen für Delfine genauso wie Europäer oder Amerikaner.

Inzwischen hat der Film in Japan bereits Folgen gehabt: In Taiji wurde das Definfleisch vom Speiseplan der Schulen genommen. Und die örtlichen Behörden nahmen nach Angaben von Naturschutzorganisationen erstmals Haarproben von Dorfbewohnern, um die Quecksilberbelastung zu untersuchen.

++++- Die Bucht USA 2009, 90 Min., ab 6 J., R: L. Psihoyos, tägl. im Cinemaxx, UCI Mundsburg, ; www.diebucht-derfilm.de