Lieben Sie Klatsch? Besonders wenn er sich um ein so aufregendes Paar handelt wie Ex-Model und Millionenerbin Carla Bruni und Frankreichs...

Hamburg. Lieben Sie Klatsch? Besonders wenn er sich um ein so aufregendes Paar handelt wie Ex-Model und Millionenerbin Carla Bruni und Frankreichs Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, der zwar ein großes Ego, aber nur eine geringe Körpergröße hat? Wollten Sie immer schon mal wissen, wie die beiden zusammengekommen sind und was wirklich passiert bei Staatsbesuchen, im Élysee-Palast oder wenn Carla und Nici alleine sind?

Dann sollten Sie Silke Burmesters "Das geheime Tagebuch der Carla Bruni" lesen. Denn man bekommt viel zu lachen bei dieser amüsanten Parodie auf das Präsidentenleben, die sich eng an der Realität entlanghangelt.

Auch die fiktive Carla Bruni ist Ex-Model, Jetsetterin und Exzentrikerin. Genüsslich zieht sie über "Nici" her, den sie "meinen kleinen Präsidenten" nennt, "Mikro-Nico", "emporgekommenen Zwerg", "Pygmäe", "Petit Napoleon", der "herumfuchtelt und schreckliche Fratzen macht". Wer den echten Sarkozy mal im Fernsehen beobachtet hat oder ihn aus Yasmina Rezas großartigem Wahlkampf-Roman "Frühmorgens, abends oder nachts" kennt, weiß, wovon die Rede ist.

Aber irgendwie hat er es ihr angetan, "ich hatte zwar schon Musiker, Fotografen, den einen oder anderen Diplomaten (es folgt eine lange Aufzählung weiterer Berufe), aber einen Mann mit Atommacht hatte ich noch nicht". Vielleicht liebt sie ihn ja auch, denn gelegentlich erfüllt sie Mitleid "mit meinem kleinen Schatz". Wir erfahren, wie schwer es ihr fällt, auf liebe Gewohnheiten zu verzichten, etwa ihre Lust auf Männer ("Monogamie ist ja auf Dauer etwas ... mono", "Der Sekretär des Papstes wäre ganz nach meinem Geschmack"), ihre neuen Schuhe ("Hab mir heute die ersten Ballerinas meines Lebens gekauft. Schuhe, die eine Frau klein machen. So ein Schwachsinn", aber wenigstens findet "Nici hohe Schuhe im Bett super") und den Konsum halluzinogener Drogen. Ihm zuliebe trennt sie sich per "Speed-Quitting" von Ex-Liebhabern. Aber der Jetset in Person des eifersüchtigen Clapton ("Eric, die alte Gitarre") und des faltigen Jagger ("Vielleicht lädt er mich zu einer Party ein. Sein Siebzigster müsste ja bald sein") sind immer noch Teil ihres Lebens.

Zum wiederkehrenden Inventar der Patchworkfamilie zählen: Brunis Sohn Aurelien, den sie ins Internat abschiebt ("Aurelien ist bei Maman. Schließlich braucht er neben dem Internat auch Familie"), "Maman", die ebenfalls eine lange Vita als Männerkennerin vorweisen kann und ihr Ratschläge erteilen will ("Ich denke, einen Präsidenten krieg ich noch alleine hin"), Sarkozys Ex Cecilia, "die alte Krähe", sein Sohn Jean, ein Schönling, den sie "Satansbraten" nennt, Bundeskanzlerin Merkel, "das Walross", und die ewige Frage danach, wie sie ihre neue Platte voranbringen kann.

Es gibt schöne Tage: "Nicis Geburtstag war die Wucht. Er hat mich seinen bedeutenden Freunden vorgestellt. Ich badete in einem Meer von charmanten, ihren schrecklichen Gattinnen entflohenen Erfolgsmännern. Das ist mir ja das liebste Bad: ein Raum voller Testosteron."

Und es gibt schreckliche Abende: "Ein totaler Reinfall: Wir sind so ein toller internationaler Kreis, und ich hatte nicht bedacht, dass Nicis Englisch so eine Katastrophe ist."

Überhaupt hat Sarkozy einige Schwächen, die ihm die Tochter aus gutem Hause immer wieder vorwirft. Wenn sie zusammen "Wer wird Millionär?" schauen, müsse er schon bei 5000 Euro den Telefonjoker anrufen. Wenn sie ihn bestrafen will, muss er ihr im Bett aus Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" vorlesen. "Vorlesen ist leider nicht so seine Stärke. Dafür hat er andere Stärken. Die habe ich gleich ergriffen." Als Liebhaber ist er "ein Tiger" - wenn sie ihm zuvor eine ordentliche Szene gemacht hat.

Ja, so oder so ähnlich stellt man sich das Leben im französischen Präsidentenpalast vor. Was Silke Burmester aus Brunis Maßlosigkeit und Sarkozys zahllosen Tics herauskristallisiert, ist unglaublich komisch. Und beinahe fürchtet man, es sei wahr.


"Das geheime Tagebuch der Carla Bruni", Kiepenheuer und Witsch, 208 Seiten, 7,95 Euro

Silke Burmester liest aus ihrem Buch am 27. Januar, 20 Uhr, Kultwerk West, Große Bergstr. 162, 15 Euro, incl. Wein.