Nachdem Entertainer-Legende Johannes Heesters Adolf Hitler als „guten Kerl“ bezeichnet hatte, rollte eine Welle der Empörung durch das Land. Doch trotz der massiven Kritik will der 105-Jährige an der nächsten „Wetten, dass...?“-Sendung teilnehmen.

Hamburg. Die umstrittene Hitler-Äußerung von Entertainer Johannes Heesters hat auch die Feier zu seinem 105. Geburtstag überschattet. In einer Festrede im Anschluss an einen Auftritt Heesters am Freitagabend in der Hansestadt erklärte Paul Sahner von der "Bunten", er finde es "abstoßend und infam", wie ein holländischer TV-Kollege den Star mit hinterlistigen Fragen hereingelegt habe. Heesters selbst wollte sich an seinem Ehrentag nicht zu dem Thema äußern. Der "Bild"-Zeitung vom Freitag zufolge bereut er das Interview.

Der niederländische Bestseller-Autor Leon de Winter erneuerte dagegen seine Kritik an dem Operettenstar. Dessen Aussage, wonach Adolf Hitler "ein guter Kerl" gewesen sei, sei typisch für Heesters, sagte de Winter der "Frankfurter Rundschau". "Er relativiert die NS-Zeit ja seit 60 Jahren", fügte er hinzu.

ZDF-Unterhaltungschef Manfred Teubner bestätigte die Teilnahme von Heesters an der nächsten "Wetten, dass...?"-Sendung am nächsten Sonnabend. "Eine unbedachte, missverstandene Bemerkung kann doch nicht allen Ernstes dazu führen, ein Versprechen, das man einem damals 100-Jährigen gemacht hat, nicht einzulösen", wurde er in der "Bild"-Zeitung zitiert. Moderator Thomas Gottschalk hatte Heesters vor fünf Jahren die Einladung versprochen. Anders als Ex-Tennis-Star Boris Becker und Sandy Meyer-Wölden, die nach ihrer Trennung Gottschalk abgesagt hatten , scheut Heesters den Auftritt in der ZDF-Sendung offenbar nicht.

Heesters, der als Sänger und Schauspieler in der NS-Zeit Karriere gemacht hat, wird vor allem in seiner niederländischen Heimat immer wieder wegen seiner Vergangenheit kritisiert. Derzeit prozessiert der Künstler gegen den Berliner Historiker Volker Kühn wegen dessen Behauptung, Heesters sei 1941 vor SS-Wachleuten im Konzentrationslager Dachau aufgetreten. Heesters räumt ein, das KZ besucht zu haben, bestreitet aber, dort einen Auftritt gehabt zu haben. Das Urteil soll am 16. Dezember fallen.

Autor de Winter erklärte, Heesters aktuelle Hitler-Entgleisung sei wohl auch auf sein hohes Alter zurückzuführen: "Er ist ein Narr, inzwischen ein alter Narr", wurde der Schriftsteller weiter zitiert. "Mit 105 ist er sicher nicht mehr klar im Kopf." Vielleicht lockere das Alter aber auch nur seine Zunge - "so wie Betrunkene und Kinder sagen, was sie wirklich denken".

Mit seinen verharmlosenden Äußerungen über Hitler berühre Heesters in den Niederlanden eine tiefe Wunde, sagte de Winter, nämlich "die stille Kooperation der Niederländer mit den Nazis während der deutschen Besatzung". Es sei "das größte Trauma unserer Geschichte", dass damals 80 Prozent der holländischen Juden ermordet worden seien und es in den Niederlanden mehr Freiwillige für die Waffen-SS gegeben habe als in Österreich. "Gleichzeitig gab es immer das Verlangen, nichts wissen, nichts sehen, nichts begreifen zu wollen - all das verkörpert Johannes Heesters", erklärte de Winter.