Es ging wie ein Lauffeuer durchs Springer-Gebäude: “Sean Connery ist im Haus.“ Die weiblichen Mitglieder der Redaktionen kreischten kollektiv und...

Es ging wie ein Lauffeuer durchs Springer-Gebäude: "Sean Connery ist im Haus." Die weiblichen Mitglieder der Redaktionen kreischten kollektiv und sprinteten zu den Fahrstühlen, um den Mann, der 1999 (mit 69 Jahren!!) zum "sexiesten Mann des Jahrhunderts" gewählt wurde, zu sehen.

Ja, Connery, der erste James Bond, war die ideale Verkörperung des virilen Helden, der alles kann, Witz hat und am Ende bei der schönsten Frau landet. Wie ein Hai im Smoking sollte er wirken. Das tat er dann auch. Wer seinen schottischen Akzent im Original hört (der zu Beginn seiner Karriere so stark war, dass man dachte, er spreche polnisch), liebt seinen S-Fehler. "My name isch Bond" hört sich doch animalisch süß an. Sein Nachfolger George Lazenby konnte da als Bond nicht mithalten. Es folgte Roger Moore, der in Zeiten sich auflösender Geschlechterklischees die Parodie auf einen Macho gleich mitspielte. Moores Bond war selbstironisch, smart und zynisch, mehr Geist als gefährlich. Danach gab Timothy Dalton zwei Gastspiele. Als Bond sah er zu steif, zu billig aus. Pierce Brosnan war wieder ganz Mann. Zumindest so, wie man ihn in den 90er-Jahren gerne hatte: gut aussehend, Frauen verstehend und trotzdem mutig allen Gefahren trotzend. Und Daniel Craig? Ist ein bisschen zu ernst, immer kampfbereit und leider nicht witzig. Jetzt gibt's nicht mal mehr eine romantische Liebesszene. Sind Männer heute so? Hoffentlich nicht.