Prominente haben es bisweilen nicht leicht in der Kunst. Werden wortreich erschossen, verwünscht, angeprangert. Und stehen doch in der Regel nur...

Prominente haben es bisweilen nicht leicht in der Kunst. Werden wortreich erschossen, verwünscht, angeprangert. Und stehen doch in der Regel nur beispielhaft für eine Schicht, eine Berufsgruppe, eine Meinung. Aber das Theater, die beweglichste künstlerische Ausdrucksform, war immer (und ist es glücklicherweise noch) nicht nur ein Ort der Unterhaltung, sondern auch der Gesellschaftskritik. Es darf deshalb so manches: übertreiben zum Beispiel. Keine Frage: Dass ein Attentat, wie Oskar Lafontaine es überlebt hat, nun auf der Schauspielhausbühne praktisch vollendet wird, ist geschmacklos. Und dass eine - allerdings ohnehin öffentliche - Liste reicher Hamburger anklagend und fordernd verlesen wird, ignoriert die glänzende Kehrseite der Medaille: In keiner deutschen Stadt engagieren sich wohlhabende Bürger mehr für die Allgemeinheit als in Hamburg. Dennoch handelt es sich auch hier um einen aufklärerischen Vorgang. Die Debatte wird befeuert, ein Weiterdenken angeregt. Im idealistischen Fall führt die Empörung über die Satire zu einer Empörung über reale Missstände. Denn das Theater mag vorlaut oder geschmacklos gescholten werden - es trägt keine Schuld an der Wirklichkeit, die es sich vornimmt.