Als Marcel Reich-Ranicki den Deutschen Fernsehpreis mit einem Verweis auf die mindere Qualität des Fernsehens ablehnte, bot Laudator Thomas Gottschalk dem streitbaren 88-Jährigen eine gemeinsame Sendung zu diesem Thema an. Der Literaturkritiker und der Quotenkönig saßen sich tatsächlich gegenüber.

Hamburg. Es bleibt beim "Du" zwischen Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki. Doch in der Gesprächssendung "Aus gegebenem Anlass", die das ZDF am Freitag, 17. Oktober 2008, 22.30 Uhr ausstrahlt, sind der "Wetten, dass..?"-Moderator und der Literaturkritiker über die Funktion von Fernsehpreisen und die Qualität von Fernsehsendungen weiterhin konträrer Meinung.

Reich-Ranicki, der bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2008 für sein Lebenswerk und für die erfolgreiche ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett" ausgezeichnet werden sollte, hatte die Ehrung auf der Bühne zurückgewiesen. "Ich habe nichts zu bereuen, ich nehme nichts zurück", sagt der streitbare 88-Jährige nun in der Sendung am Freitag, räumt aber ein, dass bei der Verleihung auch einige nicht ganz schlechte Momente gewesen wären und lobt ausdrücklich die preisgekrönte Dokumentation "Das Schweigen der Quandts", deren Qualität aber während der Gala-Veranstaltung nicht zum Vorschein gekommen sei.

"Das Fernsehen muss sich mehr Mühe geben", fasst Reich-Ranicki seine Kritik an der Qualität des Mediums zusammen, das ihn laut Gottschalk "als unterhaltsamen Menschen bekannt gemacht hat". Schon Schiller habe für das Theater und die Kultur keine andere Aufgabe gesehen, als Unterhaltung zu liefern und Spaß zu geben, so der Kritiker. Auch Unterhaltungsprogramme im Fernsehen müssten Niveau haben. Shakespeare, für Reich-Ranicki der größte Dichter, habe solche Unterhaltung geboten, dessen Stücke müssten verfilmt werden. Oder Bertolt Brecht, laut Reich-Ranicki "der größte Poet", der wäre der Richtige fürs Fernsehen.

Die Arroganz der Intellektuellen und der Hochmut des Feuilletons gegenüber dem Fernsehen sind weitere Streitpunkte in der Sendung. Reich-Ranicki betont, dass er die Theorie kenne: "Alle, die das Fernsehen kritisieren, bekommen Zuspruch, aber keine Zuschauer". Doch es müsse einen Kompromiss geben.

Zum Abschluss der Sendung fragt Gottschalk "aus gegebenem Anlass": "Bleibt der Preis bei mir?" Marcel Reich-Ranicki gibt seine Antwort am Freitagabend im ZDF.