Die Journalistin fordert Marcel Reich-Ranicki auf, nicht mit Thomas Gottschalk über das Fernsehen zu diskutieren.

Hamburg. Sie steht seit Jahrzehnten für die Verbindung von Hochkultur und geistreicher Unterhaltung, macht anspruchsvolle Themen einem breiten Publikum zugänglich. Das sei "öffentlich-rechtlicher Journalismus, wie er sein soll", findet die Jury des Hans-Bausch-Mediapreises des Südwestrundfunks, die Elke Heidenreich gestern in Stuttgart auszeichnete. Doch die Journalistin und TV-Moderatorin ist auch bekannt für deutliche Worte - und damit sparte sie auch gestern Abend nicht.

Sie rief Marcel Reich-Ranicki dazu auf, nicht mit Thomas Gottschalk über die Qualität des Fernsehens zu diskutieren. Der Kritiker hatte am Sonnabend die Annahme des Deutschen Fernsehpreises im ZDF verweigert und das Niveau des TV-Programms scharf kritisiert. Darüber soll er am Freitag mit Gottschalk im gleichen Programm sprechen.

"Tu es nicht, es ist der Falsche", sagte Heidenreich bei der Preisverleihung. Reich-Ranicki müsse sich hinter verschlossenen Türen mit Programmdirektoren und Intendanten treffen. Sie selbst hoffe weiterhin, ihre Sendung werde zumindest um 21Uhr abends statt erst um 22.30 Uhr ausgestrahlt.

Die Moderatorin der ZDF-Sendung "Lesen!" hatte Reich-Ranicki schon am Montag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" verteidigt und zum Rundumschlag gegen das deutsche Fernsehen - und damit auch gegen ihren Arbeitgeber - das ZDF - ausgeholt: "... wie jämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich". Heidenreichs Beitrag endete mit den Worten: "Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde."

Worte voller Wut und Resignation, die vor allem Veranstalter und Jury pikierten, darunter auch Bettina Böttinger. "Dieser Rundumschlag ist der Beweis dafür, wie verlogen die Fernsehbranche ist. Elke Heidenreich gibt ja im gleichen Zusammenhang zu, dass sie selbst gerne die Laudatio auf Marcel Reich-Ranicki gehalten hätte. Daraus wurde nichts, und deswegen beleidigt sie jetzt alle", sagte die WDR-Moderatorin gestern.

Ob Heidenreichs Abrechnung das Aus für ihre Literatursendung "Lesen!" bedeutet, ist noch ungewiss. Seit fünf Jahren gibt sie dort alle zwei Monate einen Überblick über den Büchermarkt, das nächste Mal am 31. Oktober. Man habe die Kritik "zur Kenntnis genommen", reagierte das ZDF knapp, über die Zukunft von "Lesen!" sei man "seit einiger Zeit im Gespräch".