Kriegermasken, Schattenspiele, ausgestopfte Sägefische

Vielleicht ist es tatsächlich die größte Rumpelkammer der Welt. Oder doch eher ein Museum für Naturvölkerkunst? Ein Trödelmarkt? Wahrscheinlich alles zusammen, denn in Harry’s Hafenbasar gibt es nichts, was es nicht gibt: Geisterfiguren aus Neuguinea erschrecken, Ashanti-Fruchtbarkeitspuppen erregen, präparierte Skorpione entsetzen. Kriegermasken hängen neben indonesischen Schattenspielen, ausgestopfte Sägefische glotzen in Buddelschiffe. Muschelsammler werden hier ebenso fündig wie Schneckenhausliebhaber oder Freunde von Schrumpfköpfen.

Seinen Basar machte Harry Rosenberg 1954 in der Bernhard-Nocht-Straße auf. Ursprünglich wollte der Ex-Seemann, der seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen hatte aufgeben müssen, Münzen und Briefmarken verkaufen. Damit alles etwas einladender aussah, dekorierte er sein Geschäft mit Souvenirs, die er von seinen Fahrten mitgebracht hatte. Doch statt für Münzen und Marken interessierten sich die Kunden für die kuriose Dekoration. Bald schon erweiterte Rosenberg sein Angebot durch Mitbringsel aus aller Welt, die Matrosen bei ihm gegen Bargeld tauschten, später lieferten auch professionelle Lieferanten in den über 2.500 Quadratmeter großen Basar. Dazu kam noch der Nachlaß aus der St.-Pauli-Museumskneipe von "Käpt’n Haase”.

Als 1996 das Erotic Art Museum erweitert wurde, mußte der Basar weichen. Inzwischen hat das Kurositätenkabinett in der Erichstraße / Ecke Balduinstraße neues Quartier gefunden. Die Sammlung umfaßt insgesamt über 300.000 Einzelstücke. Nur ein paar Stücke sind in Vitrinen ausgestellt, vieles darf man anfassen. Bis auf einige Unikate ist alles käuflich zu erwerben. Umgucken für lau ist bei Harry nicht: Wer in den Basar-Schätzen stöbern möchte, muß 2,50 Euro bezahlen. Kauft man etwas, wird der Eintritt mit dem Preis verrechnet. Nach Harry Rosenberg selbst werden Besucher vergeblich Ausschau halten. Das Hamburger Original mit dem grauweißen Rauschebart ist im Oktober 2000 75-jährig auf seine letzte große Fahrt gegangen.

Harry’s Hamburger Hafenbasar
Balduinstraße/ Ecke
Erichstraße 56, St. Pauli
Tel. 31 24 82

In Zusammenarbeit mit dem "Hamburg Kulturverführer" 4. aktualisierte Aufl., Helmut Metz Verlag