Kanonen von Nelsons Flaggschiff, Schnellboote der Volksmarine
Der muß verrückt sein: Hat ein ehemaliges Hotel direkt an der Elbe vom Dach bis zum Keller voll gestopft mit Uniformen, Waffen, Orden, Schiffstagebüchern, Speisekarten, Plakaten, Flaggen, Navigationsinstrumenten, Fotos und vor allem jeder Menge Schiffsmodellen, von winzig klein bis mächtig groß. Der Verrückte heißt Peter Tamm, war mal Vorstandsvorsitzender der Axel Springer Verlag AG und besitzt die größte private Marinesammlung der Welt.
Mit einem Segelschiffmodell aus Walknochen fing es an, der junge Tamm stöberte es bei einem Trödler in London auf. Mittlerweile besitzt er gut 60 der rund 300 weltweit erhalten gebliebenen Knochenboote. Auch Bücher hat Tamm zusammengetragen: Über 120.000 lagern in der Bibliothek seines Wissenschaftlichen Instituts für Schiffahrts- und Marinegeschichte. Tamm verleiht seine Schätze von Zeit zu Zeit an Schiffahrtsmuseen, oft für gemeinsame Ausstellungen. Im Haus an der Elbchaussee ist ohnehin kein Platz für die ganze Sammlung aus 3.000 Jahren Seefahrtsgeschichte.
Deshalb wird Tamm wenn alles nach Plan geht im Frühjahr 2007 in den historischen Kaispeicher B am Magdeburger Hafen in der HafenCity umziehen und dort als Internationales Maritimes Museum Hamburg firmieren. Das Projekt bekommt vom Senat der Stadt einen dicken Zuschuß von 30 Millionen Euro, u.a. für die Restaurierung des denkmalgeschützten Speichers. Darüber sind nicht alle Hamburger glücklich, Kritiker befürchten, das große Kontingent von Exponaten, die mit der Geschichte der Kriegsschiffahrt befaßt sind und zum Teil aus der Nazizeit stammen, wird vor allem Militaria-Fans und Ewiggestrige anlocken.
Zur Zeit sind Besuche und Führungen nur nach Voranmeldung möglich. Gut zweieinhalb Stunden Zeit muß man sich schon nehmen, selbst dann hat man nicht alles gesehen. Leider finden sich kaum Erläuterungen und Informationen zu den Stücken. Der "Admiral” selbst führt nur noch private Besucher durch sein Institut. Untrügliches Zeichen, daß der Herr im Haus ist: ein die Räume durchdringender Zigarrengeruch.
Wissenschaftliches Institut für Schifffahrts- und Marinegeschichte Peter Tamm
Elbchaussee 277, Othmarschen
Tel. 82 13 41
nur nach tel. Vereinbarung
In Zusammenarbeit mit dem "Hamburg Kulturverführer" 4. aktualisierte Aufl., Helmut Metz Verlag