Kritiker-Umfrage: Die Hamburgische Staatsoper wurde “Opernhaus des Jahres“. Eine nachträgliche Würdigung der Arbeit von Metzmacher, Hänseroth und Langevoort.

Hamburg. Nachdem gerade erst das Schauspielhaus im Gedenken an die späten Erfolge von Tom Stromberg zum "Theater des Jahres" gekürt wurde, zog jetzt die Hamburgische Staatsoper nach: In der jährlichen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift "Opernwelt" wurde das Haus an der Dammtorstraße für die acht Spielzeiten unter Leitung des damaligen Generalmusikdirektors Ingo Metzmacher und der Intendanten Albin Hänseroth und Louwrens Langevoort ausgezeichnet.

Die Begründung: "Ausschlaggebend war die mit Mut zum Risiko und nie erlahmender Entdeckerlust betriebene Spielplanpolitik, die immer wieder Stoff für kontroverse Diskussionen lieferte. Ob die maßgeblich in Zusammenarbeit mit Peter Konwitschny unternommene Neubefragung des deutschen romantischen Repertoires, ob die barocke Linie oder der Einsatz für Werke des zeitgenössischen Musiktheaters - Ziel blieb stets die Vergegenwärtigung des Gesamtkunstwerks Oper mit den Mitteln und aus der Perspektive unserer Zeit." Auf Platz zwei: das Frankfurter Opernhaus. Metzmacher ist sogar doppelter Sieger: Sein Buch-Debüt "Keine Angst vor neuen Tönen" über die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts wurde zum "Buch des Jahres" gewählt.

Die Reaktion von Metzmachers Nachfolgerin Simone Young: "Für uns alle hier wird der Titel eine Herausforderung sein, das hohe künstlerische Niveau auch in der Zukunft fortzuführen."

"Aufführung des Jahres" wurde Jossi Wielers Stuttgarter Inszenierung von Busonis "Doktor Faust". Bei den Orchestern kam die Staatskapelle Berlin auf den Spitzenplatz. Der Tenor Rolando Villazón wurde trotz des Hypes um die Salzburger Netrebko-"Traviata" zum "Sänger des Jahres" gewählt, beste Sängerin wurde die Sopranistin Nina Stemme, deren Isolde-Debüt den Bayreuther "Tristan" rettete. Bei den Regisseuren schnitt Hans Neuenfels wegen seiner "Lady Macbeth" für die Komische Oper Berlin am besten ab, beste Bühnenbildnerin, zum vierten Mal: Anna Viebrock.

Die Auszeichnung "Dirigent des Jahres" ging für den Bayreuther "Parsifal" an Pierre Boulez. Wo viel Licht, da viel Schatten - prominente Regie-Dilettanten waren das "Ärgernis der Saison". Doris Dörries Münchner "Rigoletto", Bernd Eichingers "Parsifal" für die Lindenoper, Volker Schlöndorffs "Aus einem Totenhaus" für die Deutsche Oper und Christoph Schlingensiefs Bayreuther "Parsifal" fielen bei den 50 befragten Kritikern durch.