Erzählt wird die Zeit von der Kindheit in Polen Ende der 20er-Jahre bis zur Rückkehr nach Deutschland 1958. Bilder von Reich-Ranicki.
TV-Biografie: Mein Leben. Fr, 21.00 Uhr Arte
Seine Frau hat "letztlich immer das getan, was ich wollte", sagt Marcel Reich-Ranicki im Abendblatt-Interview. Selbst nach Deutschland ist ihm Teofila, genannt Tosia, gefolgt, in das Land der Menschen, die ihr, ihrer Familie, ihren Freunden so viel Unheil angetan haben. Ihrem Mann natürlich auch, aber der hatte immer die deutsche Literatur. Sie beeinflusste das Schicksal Reich-Ranickis - und rettete ihm und seiner Frau das Leben. 78 Jahre alt war Marcel Reich-Ranicki, als er seine Erinnerungen aufgeschrieben hat. Die Autobiografie "Mein Leben" ist seit der Veröffentlichung 1999 rund 1,2 Millionen Mal verkauft worden und jetzt für fünf Millionen Euro verfilmt worden. Sechs Jahre hatte es gedauert, bis die TV-Rechte an den WDR und die Hamburger Produzentin Katharina Trebitsch gegangen sind, Reich-Ranicki trieb einige Zeit gar die Sorge um, er würde den fertigen Film gar nicht mehr zu sehen bekommen. Vom Ergebnis konnte er sich inzwischen überzeugen: "Die Frage, die mich vorher am meisten beunruhigt hat, war, ob die beiden Hauptdarsteller passen würden. Ich muss sagen: Sie sind fabelhaft."
Matthias Schweighöfer (28) und Katharina Schüttler (29) hatten vor Beginn der Dreharbeiten zur Einstimmung den Reich-Ranickis in Frankfurt einen Besuch abgestattet. "Das Gespräch hat mir sehr geholfen, mir ein Gefühl für Menschen zu geben, die etwas erlebt haben, was ich selber nie erfahren habe", sagt Schüttler. Schweighöfer räumt ein, er habe Reich-Ranicki nur aus dem "Literarischen Quartett" gekannt. "Aber der Eierkuchen mit Quark und Zimt bei Reich-Ranickis - das war eine Situation, die war irgendwie geil." Einen Wunsch habe der Literaturpapst ihm noch mit auf den Weg gegeben: "Ich solle bloß nicht langweilig sein."
In Rückblenden erzählt Regisseur Dror Zahavi (50) von einem Leben, das geprägt ist von großen Tragödien, aber auch von zwei großen Lieben: Von der Liebe zur deutschen Sprache und Literatur, und der Liebe zu Tosia. Seine Mutter hatte ihn einst aufgefordert: "Kümmere dich um das Mädchen!"
Der neunjährige Marcel Reich, als Sohn deutsch-polnischer Juden (gespielt von Maja Maranow und Joachim Król) in Polen geboren, spricht kaum Deutsch, als er 1929 nach Berlin kommt. Wie besessen liest er alles, was ihm in die Hände fällt, um die Sprache zu lernen. Nach dem Abitur will er Germanistik studieren, wird aber 1938 nach Polen ausgewiesen. Mit einem Buch im Gepäck. Im Warschauer Ghetto lernt der junge Marcel im Januar 1940 unter tragischen Umständen Tosia kennen. Dank seiner Deutschkenntnisse wird er zum Leiter des Übersetzungsbüros des Judenrates. Im Februar 1943 gelingt Tosia und Marcel im letzten Augenblick die Flucht aus dem Ghetto. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee im September 1944 verstecken sie sich im Keller eines polnischen Ehepaars.
Unter dem polnischen Namen Ranicki tritt Marcel in die Kommunistische Partei ein und arbeitet als Konsul und für den polnischen Geheimdienst in London, nach dem Parteiausschluss als Lektor und Kritiker in Warschau 1958 nutzt er eine Studienreise, um nach Deutschland zurückzukehren. Tosia folgt ihm.
Arte zeigt am Freitag im Anschluss an den Film die "Biografie - Marcel Reich-Ranicki" (22.30 Uhr).
Die ARD zeigt am Mittwoch, 15. April, nach dem Film um 21.45 Uhr "Eine Begegnung mit Marcel Reich-Ranicki".