Der Regisseur Dror Zahavi ist verärgert: Er wünscht sich für seinen Film einen besseren Sendeplatz in der ARD.
Hamburg. Dror Zahavi ist wütend. Länger als ein Jahr hat er an der Spielfilmbiografie "Mein Leben" über Marcel Reich-Ranicki gearbeitet, sich immer wieder mit dem inzwischen 88-Jährigen getroffen und monatelang gedreht - nur um jetzt von der ARD mit einem für ihn völlig inakzeptablen Sendeplatz abgespeist zu werden. "Der Film soll Mittwoch, 15. April, um 20.15 Uhr laufen - parallel zum Champions-League-Viertelfinale", empört sich der israelische Regisseur im Abendblatt-Gespräch. "Möglicherweise spielt dann Bayern München gegen Chelsea London, das kostet uns garantiert drei bis vier Millionen Zuschauer."
Von einem "Katastrophentermin" spricht Zahavi (49), der in der Vergangenheit mit TV-Filmen wie "Die Luftbrücke" oder "Der geheimnisvolle Schatz von Troja" große Publikumserfolge gelandet hat. Die für die Programmplanung Verantwortlichen in der ARD navigierten das (Film-)Schiff in Richtung eines Eisberges, und er könne nur "Halt!" schreien.
Mehr als fünf Millionen Euro hat die 90-minütige Fernsehproduktion gekostet, in der Matthias Schweighöfer den jungen Reich-Ranicki spielt, Katharina Schüttler seine Frau Teofila. Behandelt wird ein Ausschnitt der Biografie: die Schulzeit in Berlin, der Alltag im Warschauer Getto, die Flucht des Paares und das Überleben in einem Versteck bei polnischen Bauern. "So viel Geld auszugeben, nur um den Film dann an so einem unmöglichen Termin zu versenden, finde ich unverantwortlich", schimpft Zahavi. "Das hat Marcel Reich-Ranicki nicht verdient!" Zumal der Film ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte beleuchtet.
Für den "Literaturpapst" jedenfalls geht mit der Verfilmung ein Traum in Erfüllung. Mit deutlichen Worten hatte er die lange Vorbereitungszeit des Projekts von Produzentin Katharina Trebitsch kritisiert, dann aber Drehbuchautor Michael Gutmann und Regisseur Zahavi vollkommen freie Hand gelassen und erklärt, es komme nicht darauf an, sein Buch Satz für Satz umzusetzen, sondern einen interessanten und sehenswerten Film zu machen. Aber ob der im Sog der Champions-League-Übertragung überhaupt wahrgenommen wird?
Auch Produzentin Katharina Trebitsch ist skeptisch, ob der Film an einem Fußballabend richtig im Programm platziert ist: "Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Film nicht gegen Champions-League-Spiele antreten muss. Aber ich bin sicher, dass unter Abwägung aller Optionen die richtige Entscheidung noch getroffen wird." Vielleicht ist das letzte Wort ja noch nicht gesprochen und bei der ARD sind noch nicht alle Optionen der Programmplanung durchgespielt.
Unwahrscheinlich, sagt dagegen Bernhard Möllmann, Sprecher der ARD-Programmdirektion. Der Sendetermin sei "ein guter", an ihm würde nicht gerüttelt, denn: "Fußball und Fernsehfilm tun sich gegenseitig nicht weh. Bei den jeweiligen Zuschauern gibt es nach unserer Erfahrung kaum Überschneidungen." Viel härter wäre es für Zahavis Film, wenn er etwa gegen eine ZDF-Fiktionserie laufen würde.
Und wie steht es mit der von Dror Zahavi favorisierten Überlegung, "Mein Leben" auf dem prominenten Sonntagstermin zu zeigen, wo sonst "Tatort" und "Polizeiruf 110" zu sehen sind? Auf diesem Sendeplatz lief im November 2008 der herausragende Spielfilm "Mogadischu" über die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" - und wurde mit 7,3 Millionen Zuschauern Quoten-Tagessieger. "Sonntags zeigen wir regelmäßig unsere Krimis, mittwochs die Fernsehspiele", so Möllmann. Dem verärgerten Regisseur möchte er vor allem eines zurufen: "Ihr Film wird ein Erfolg!"