Hollywood in Berlin, die Zweite: Heute abend hat im Filmtheater am Potsdamer Platz der heiß diskutierte Film “Operation Walküre“ Europa-Premiere...

Berlin. Hollywood in Berlin, die Zweite: Heute abend hat im Filmtheater am Potsdamer Platz der heiß diskutierte Film "Operation Walküre" Europa-Premiere (in amerikanischen Kinos läuft er bereits seit Weihnachten). Tom Cruise spielt darin den Hitlerattentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der als Angehöriger einer Widerstandsgruppe in der Wehrmacht am 20. Juli 1944 während einer Lagebesprechung in Adolf Hitlers Hauptquartier "Wolfsschanze" eine Bombe explodieren ließ. Der Nazi-Diktator entging damals knapp dem Tod, die Machtübernahme der Widerständler scheiterte ­ sie wurden hingerichtet. Während sich Berlin einen Tag nach der großen Brad-Pitt-Premiere auf eine weitere hollywood-reife Gala mit ordentlich Gedränge auf dem roten Teppich und in Anwesenheit des Hauptdarstellers vorbereitet, gewinnt die Debatte über den Film an Schärfe: Ist er die historisch korrekte Aufarbeitung der historischen Vorgänge, wie es die Produktionsfirma verbreitet? Oder bloß die ewige Hollywood-Geschichte vom Kampf zwischen gut und Böse nur eben in historischem Mäntelchen. Einem, das aber hinten und vorne zwackt, weil doch viele korrekte Fakten dem Hollywood-Drive der Handlung geopfert wurden?

Unterdessen werden sogar Forderungen laut nach einem Boykott der Premiere. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand schrieb nach Angaben der "Welt" einen Brief an seine Parlamentarierkollegen, in dem er die Meinung vertritt, er halte die Teilnahme an der Premierenfeier für einen Fehler. Der Abgeordnete untermauert das damit, dass Tom Cruise Mitglied der Scientology-Organisation ist, die eine verfassungsfeindliche Organisation sei und ein totalitäres System. Nach Brands Meinung würde Stauffenberg heute selbst gegen eine solche Veranstaltung Widerstand leisten. Die Scientology-Zugehörigkeit von Tom Cruise gab schon während der Dreharbeiten ständigen Anlass zu Debatten darüber, ob er der richtige sei, die Symbolfigur des Widerstands der Militärs gegen Hitler zu spielen. Deutlich positiver äußerte sich Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Er ist sich sicher, dass dieser Film im internationalen Rahmen dazu beitragen wird, diesen im Ausland unbekannteren Teil der deutschen Geschichte in einer Großproduktion den Filmzuschauern in aller Welt zu präsentieren.

Mit einer Förderung von mehr als 4,8 Millionen Euro zählt die amerikanisch-deutsche Koproduktion "Operation Walküre" zu den bisher größten Filmproduktionen, die Unterstützung aus dem Deutschen Filmförderfonds erhielten. Der Film wurde trotz aller Debatten überwiegend an deutschen Originalschauplätzen in Berlin und Brandenburg gedreht.

Hauptdarsteller Tom Cruise ist bereits am Montag abend samt Ehefrau Katie Holmes in Berlin eingeflogen, um nicht nur bei der Premiere, sondern auch bei einem Essen der Produktionscrew im Restaurant "Borchardt" dabeizusein.