Tom Cruise (46) war bei der Arbeit zu dem Stauffenberg-Film “Operation Walküre“ nach den Worten seines deutschen Schauspielerkollegen Christian Berkel sehr leidenschaftlich.

Berlin. "Er war absolut offen vom ersten Moment an", sagte der 51-jährige Berkel, der an der Seite von Cruise den Widerstandskämpfer Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim spielt, am Dienstag in einem Gespräch. "In der Arbeit war er extrem besessen und leidenschaftlich, gleichzeitig sehr strukturiert und professionell und offenherzig alle willkommen heißend und einladend", erzählte Berkel vor der Europapremiere des Films am Abend. "Das hat einen Riesenspaß gemacht", sagte der Schauspieler.

Der im Vorfeld kontrovers diskutierte Film von US-Regisseur Bryan Singer erzählt vom Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dem deutschen Widerstand gegen den Nazi-Diktator. Die "Walküre"-Dreharbeiten in Deutschland im vergangenen Jahr hatten für hitzige Debatten gesorgt. Strittig war vor allem die Frage, ob ein bekennender Scientologe wie Hollywoodstar Cruise die Hauptrolle übernehmen dürfe und ob Aufnahmen im Innenhof des Berliner Bendlerblocks genehmigt werden dürften. "Für mich ist so ein Film immer ein Stück Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte", sagte Berkel, der jüdische Wurzeln hat. In jüngster Zeit spielte er in zahlreichen Filmen Nazi-Figuren, darunter in "Der Untergang", "Black Book" und "Tage des Zorns".

"Es hat mich besonders gefreut, dass die Geschichte des deutschen Widerstands von Amerikanern erzählt wird, die ja das Bild des Dritten Reichs im Film über Jahrzehnte beherrscht haben und auf eine ganz spezielle Weise erzählt haben", sagte Berkel. "Für mich hatte das fast einen gewissen Versöhnungsaspekt, dass die Amerikaner auf einmal eine Widerstandsgeschichte erzählen."

Bewegend seien die Szenen im Bendlerblock gewesen, wo Stauffenberg und die anderen Widerstandskämpfer von den Nazis erschossen wurden. "Am Anfang habe ich mich immer gefragt, warum ist das so wahnsinnig wichtig, im Bendlerblock zu drehen. Als wir dann da rauskamen, wurde mir schlagartig klar, was der Gewinn ist. Es war das Gefühl: Hier genau ist es passiert. Das haut einen wirklich um", sagte Berkel.

"Für mich war das Entscheidende die Vorstellung, dass jemand die Sache, für die er kämpft, über das eigene Leben stellt", erzählte der 51-Jährige. "Da konnte ich beim Spielen eigentlich nur auf ein Erlebnis zurückgreifen: das war die Geburt unserer Kinder. Da habe ich zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass es etwas gibt, wofür ich ohne eine Sekunde nachzudenken bereit wäre, sofort mein Leben herzugeben. Das fand ich ein sehr befreiendes Gefühl, dass es etwas gibt, das wichtiger ist als die eigenen Wünsche und Vorstellungen", meinte Berkel, der gemeinsam mit der Schauspielerin Andrea Sawatzki zwei Söhne hat. "Bei der "Operation Walküre" riskieren die Leute ihr Leben für eine Überzeugung. Das beeindruckt mich, das ist unglaublich schwer emotional nachzuvollziehen."