Umjubelt von mehreren hundert Fans hat Hollywoodstar Tom Cruise am Dienstagabend seinen Thriller „Operation Walküre“ in Berlin präsentiert. Rund ein Dutzend Demonstranten, die lautstark die Scientology-Mitgliedschaft des Schauspielers anprangerten, drängte die Polizei sofort ab.

Berlin. Der 46 Jahre alte Cruise, der in dem Film den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt, gab ausdauernd Autogramme und ließ sich mit Fans fotografieren.

Vor der Premiere sagte Cruise, der Film sei der schwierigste seiner Karriere gewesen. "Ich glaube, kein Film, den ich je gemacht habe, hat mich stärker herausgefordert", sagte er. Einerseits sei es darum gegangen, der Verantwortung gegenüber der Geschichte gerecht zu werden. Andererseits wollte man den Geist des Widerstands wiederaufleben lassen und dann auch noch der Welt ein Stück Unterhaltung bieten.

Der Film startet am Donnerstag in den deutschen Kinos. Den Wirbel, den die Frage ausgelöst hatte, ob ein bekennender Scientologe wie Cruise den deutschen Helden spielen darf, habe er mitbekommen. Aber es habe keinen Einfluss auf den Film gehabt, sagte Cruise. Es seien zwei Welten gewesen, einmal die Filmwelt, dann der Streit. "Wir wollten einfach einen guten Film machen", betonte der Filmstar.

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Freude über Obamas Amtsantritt

Cruise erzählte, wie emotional die letzte Szene des Films für ihn gewesen sei, als Stauffenberg am Bendlerblock, heute Sitz des Verteidigungsministeriums, exekutiert wird. "Diesen Moment werde ich nie vergessen. Wir fühlten uns sehr privilegiert, dort drehen zu können", sagte Cruise. Das zuständige Finanzministerium hatte im Juni 2007 zunächst die Drehgenehmigung verweigert, weil man die Würde des Ortes bedroht sah.

Dass in Europa ein Film über einen Widerstandskämpfer just an dem Tag startet, an dem in den USA mit Barack Obama der erste schwarze Präsident sein Amt antritt, freute Cruise. "Ich bin sehr aufgeregt, was die Zukunft für unser Land bringen wird. Es ist außerordentlich und historisch. Alle von uns wünschen unserem Präsidenten das aller, aller Beste."

Auch Familienangehörige zufrieden mit Film

Der Film "Operation Walküre" erzählt die Geschichte der Attentäter vom 20. Juli 1944. Sie wollten Hitler - sechs Wochen nach der Landung der Alliierten in der Normandie - mit einer Bombe töten und eine Übergangsregierung bilden. Ihren Plan des Regimewechsels, der scheiterte, nannten sie "Operation Walküre". Etwa 200 Menschen wurden von den Nazis im Zusammenhang mit dem Attentat hingerichtet.

Angesagt hatten sich zur Premiere am Abend auch zahlreiche Familienmitglieder der Stauffenberg-Familie sowie auch nationale Prominenz wie Julia Jentsch, Karoline Herfurth, Jan Josef Liefers, Jessica Schwarz und Tom Tykwer.

Auch Familienangehörige des Hitler-Attentäters sind mit der Verfilmung zufrieden. Der Enkel von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Philipp von Schulthess, sagte der AP: "Ich fand ihn fabelhaft". Cruise spiele zwar nur einen kurzen Abschnitt im Leben seines Großvaters, aber diesen sehr gut, erklärte der 36-Jährige, der in einer Nebenrolle zu sehen ist.