Es war an einem Spätabend im Oktober, als ein grummeliger alter Mann vors Mikrofon trat und das deutsche Fernsehen vor Millionen von Zuschauern als...

Es war an einem Spätabend im Oktober, als ein grummeliger alter Mann vors Mikrofon trat und das deutsche Fernsehen vor Millionen von Zuschauern als niveaulos beschimpfte. Voraus ging diesem Höhepunkt der Fernsehpreis-Gala ein etwa dreistündiger Reigen aus vielen schlimmen Zutaten: ZDF-Fernsehköche, Realityshows und Atze Schröder. Für Marcel Reich-Ranicki (Foto: dpa) war das alles, und wer mochte ihm da widersprechen, "Blödsinn". Dass da einer redete, der sich nicht nur schlecht, sondern überhaupt nicht auskannte, war in der folgenden Debatte schnell vergessen. Die Fernsehkrise war da. Tage-, ach was: monatelang klagten alle, dass früher alles besser war. Elke Heidenreich beschwerte sich öffentlich über ihren "peinlichen" Arbeitgeber, das ZDF - und rezensiert ihre Bücher mittlerweile im Internet. Acht Minuten hatte der Literaturkritiker gebraucht, um eine ganze Branche aus dem Wachkoma aufzurütteln. Bislang ohne erkennbare Folgen.