Stellt Markus Schächter sein Amt zur Verfügung? Die Debatte um den Verbleib von Chefredakteur Brender eskaliert.
Mainz/Hamburg. Offiziell steht die Personalie Nikolaus Brender nicht auf der Tagesordnung zur "4. Sitzung des Fernsehrates der XIII. Amtsperiode" am Freitag im ZDF-Sendezentrum in Mainz, doch die 77 Gremien-Mitglieder werden die umstrittene Vertragsverlängerung für den Chefredakteur nicht einfach ignorieren können. Von dem Kontrollorgan wird ein Signal an den Verwaltungsrat erwartet, der am 27. März zusammenkommt, um über die berufliche Zukunft von Nikolaus Brender zu entscheiden. Wie berichtet, will ZDF-Intendant Markus Schächter den Journalisten für eine dritte Amtszeit vorschlagen, unionsnahe Verwaltungsratsmitglieder betreiben jedoch die Absetzung Brenders.
Kritik an diesem Kräftemessen von Medien und Politik kommt jetzt von dem ZDF-Fernsehratsvorsitzenden und CDU-Politiker Ruprecht Polenz. "Die Debatte hat allen Beteiligten und dem Sender nur geschadet", zitiert ihn der "Spiegel". In den Führungsebenen der öffentlich-rechtlichen Anstalt wachse zudem die Sorge, dass Intendant Markus Schächter aus Protest abtreten könnte. "Wenn sich nicht noch ein Kompromiss findet, bleibt ihm fast keine andere Wahl, um das Ansehen des Senders nicht noch weiter zu beschädigen", heißt es laut "Spiegel" beim Sender.
Nach Informationen des Magazins hat der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende und hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) allerdings mit seiner Kritik an Brender nicht alle unionsnahen Mitglieder auf seiner Seite. In der Union wachse das Unbehagen am öffentlichen Echo auf das Vorgehen Kochs.
Beim Treffen der Unions-Medienkommission hätten einige Teilnehmer kritisiert, Kochs Vorhaben sei zwar legitim, aber taktisch ungeschickt. Der dem Fernsehrat angehörende frühere CDU-Landrat Hans-Henning Becker-Birck sagte demnach, er habe sich in der Sache Brender "noch nicht entschieden", wie er abstimmen werde. Die Ex-Präsidentin des bayerischen Verfassungsgerichtshofs, Hildegund Holzheid, sagte: "Wir werden uns die Argumente vorlegen lassen und dann nach sachgemäßen Gründen entscheiden, nicht nach Parteitaktik."
Koch hatte im Februar der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt: "Ich schließe eine Entscheidung, die am Ende nicht zu einem praktisch einstimmigen Beschluss des Verwaltungsrats führt, aus. Aber die Pflicht des Einvernehmens kann nicht bedeuten, dass immer alles so bleibt, wie es ist."