Kommentar

Das Renommee eines Hamburger Kultursenators bemisst sich traditionell daran, wie er (oder sie) mit dem Deutschen Schauspielhaus zurechtkommt. Kurz gesagt: Läufts am größten Theater Deutschlands, läufts auch leidlich für den zuständigen Senator. Dana Horakova, die im ersten Jahr als Kultursenatorin kaum je eine glückliche öffentliche Äußerung, geschweige denn Entscheidungen zu Stande brachte, scheint sich nun durch Entschlussfreudigkeit einen Platz unter den erfolgreichen Kultursenatoren sichern zu wollen. Mit der Verpflichtung Simone Youngs als Staatsopernchefin und mit der Verlängerung für den anerkannten Thalia-Intendanten Ulrich Khuon hat sie sich jedenfalls jede Menge Respekt erworben. Nun scheint sie, mit ersten Verhandlungsgesprächen mit Matthias Hartmann, dem in Bochum reüssierenden Intendanten, auch fürs Schauspielhaus eine respektable Lösung anzuvisieren. Hartmann ist nach Meinung vieler Theaterleute derzeit der einzige Kandidat, der aus dem am schwersten zu führenden Theater des Landes wieder einen Ort für Impulse machen könnte. 250 000 Zuschauer besuchen jährlich im kleinen Bochum sein Theater - so viele wie zuletzt das Schauspielhaus unter dem glückhaften Frank Baumbauer. Kunst und Kultur müssen mehr und mehr für alles aufkommen, was Staat, Kirche und Familie an glaubhafter Wertevermittlung eingebüßt haben. Schon deshalb sollte das Theater, das uns Zeugnis unserer vieltausendjährigen Menschheitsgeschichte liefert, wieder mehr in den gesellschaftlichen Mittelpunkt rücken. Dazu aber muss es neben der finanziellen Legitimation - denn 100 geförderte Arbeitsplätze im Theater schaffen 150 Arbeitsplätze in der Wirtschaft - auch künstlerisch Aufregendes bieten. Schließlich ist Kunst kein Luxus für wenige, sondern die wichtigste Voraussetzung für menschliches Zusammenleben.