Die RTL-Seifenoper “Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ging vor 20 Jahren erstmals auf Sendung. Diese Woche werden 5000 Folgen gefeiert.

Berlin/Potsdam. Moderator Thomas Gottschalk löste eine verlorene Wette ein, Kabarettist Herbert Feuerstein spielte einen Chemieprofessor und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder war in seiner Ministerpräsidenten-Zeit als Hochzeitsgast dabei. Bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ , der ältesten und erfolgreichsten Daily Soap im deutschen Fernsehen, gab sich die Prominenz die Ehre. Am 23. Mai läuft die 5.000 Folge auf RTL – wieder mit bekannten Gästen. Unheilig, Mia und Aura Dione sind zum fiktiven „Mauer-Flower“-Festival in der Serie angekündigt.

Vor 20 Jahren, am 11. Mai 1992, ging „GZSZ“ auf Sendung. Den ersten Satz sprach Clemens Richter (Frank-Thomas Mende) – er fragte: „Was ist denn?“. Er war mit seiner Frau Vera aus dem Urlaub zurückgekehrt und beide erklärten ihrem Sohn Heiko, dass sie sich scheiden lassen werden. Indes wollte sich Lehrerin Elisabeth Meinhart das Leben nehmen, weil sie sich unheilbar krank wähnte.

Der Stoff für „GZSZ“ stammte aus Australien. Die Drehbücher wurden zunächst eins zu eins von der australischen Soap „The Restless Years“ übernommen. Die Quoten waren schwach. Helmut Thoma, der die Serie damals als RTL-Chef ins Programm holte, sagte vor einigen Jahren der „Financial Times Deutschland“: „Das erste Jahr war eine Katastrophe.“ Kaum 800.000 schauten am Anfang zu. Mit der zunehmenden Loslösung von der australischen Vorlage stieg die Quote.

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Heute schalten durchschnittlich vier Millionen Zuschauer ein, wenn um 19.40 Uhr mit der Titelmelodie „Ich seh in dein Herz, sehe gute Zeiten, schlechte Zeiten, ein Leben, das neu beginnt ...“ eine neue Folge beginnt. Die Themen sind altbekannt: Liebe, Freundschaft, Alltagsprobleme, Intrigen, Drogensucht.

"'GZSZ' ist so ein bisschen der Ersatz für den Tratsch im Treppenhaus, die Kommunikation mit den Nachbarn“, sagte Schauspieler Wolfgang Bahro, der seit 1993 die Rolle des fiesen Anwalts Jo Gerner übernimmt. Er ist inzwischen der dienstälteste Schauspieler bei „GZSZ“.

Millionen Fans klickten Videos zu Verenas Serientod an

Die letzten Schauspieler der ersten Stunde, Lisa Riecken und Frank-Thomas Mende, stiegen 2010 aus – wenn auch ihre Charaktere Elisabeth und Clemens in der Serie nach wie vor leben, nur eben in Kanada beim Sohn von Clemens. Rückkehr also nicht ausgeschlossen.

Anders als bei anderen Aussteigern. Bisher gab es in der Seifenoper mehr als 40 Todesfälle. Einen Höhepunkt im Netz erreichte „GZSZ“ im August 2011 mit dem Serientod von Verena Koch (Susan Sideropoulos): Im Schnitt werden auf www.gzsz.de laut RTL im Monat 1,3 Millionen Videos angeschaut, viele davon sind extra für die Internetseite produziert. Die Berichte und Interviews zum tödlichen Unfall der beliebten, toughen Verena sahen in dem Monat 3,56 Millionen Menschen.

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Solchen traurigen, „schlechten Zeiten“ im Serien-Kosmos stehen dann wieder „gute“ gegenüber: 25 Mal wurde bei „GZSZ“ bisher geheiratet. Und auch in der Jubiläumswoche zur 5.000 Folge (21. bis 25. Mai) steht ein Heiratsantrag bevor.

Die jeweils aktuellen Schauspieler der 20-köpfigen Stammbesetzung genießen unter vielen Jugendlichen Kult-Status. Sprungbrett zu einer größeren Karriere war „GZSZ“ dennoch nur für wenige der inzwischen mehr als 200 Hauptdarsteller: Alexandra Neldel machte mit der Telenovela „Verliebt in Berlin“ und Filmen wie „Die Wanderhure“ von sich reden, Yvonne Catterfeld und Jeanette Biedermann sangen sich in die Charts und sind ebenfalls als Schauspielerinnen in Deutschland etabliert.

Duschgels und Zahnbrillanten zählen zu den Fanartikeln

Rund um die Soap hat sich ein perfektes Merchandising entwickelt: Es gibt Duschgels für „Gute Zeiten“ und „Schlechte Zeiten“, ein „GZSZ“-Telefon, einen Zahnbrillanten ... Die Serie scheint eine Goldgrube zu sein. Tatsächlich hat die Kult-Soap 2011 gegenüber den beiden Vorjahren bei den Quoten noch um ein paar Hunderttausend Zuschauer zugelegt. Alles scheint aber nicht machbar: Der Serienableger „Großstadtträume“ von 2000, der laut RTL erwachsener wirken und der einige frühere Charaktere weiterführen sollte, wurde nach sieben Folgen eingestellt.

Grundsätzlich befinden sich Daily Soaps nicht auf dem absteigenden Ast, meint der Geschäftsführer der „GZSZ“-Produktionsfirma Grundy UFA, Rainer Wemcken. „Es ist sicherlich schwieriger geworden, eine tägliche Serie neu am Markt zu etablieren“, sagte er. Das liege unter anderem daran, dass die Anfangsinvestitionen bei einer fiktionalen täglichen Serie viel höher seien, als etwa bei den im Nachmittagsprogramm so beliebten Scripted Reality-Formaten.

Am Erfolg der festen Größe „GZSZ“ wollen viele teilhaben: Glückwünsche zum Jubliäum kamen unter anderen von Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit. „An meinen Gastauftritt erinnere ich mich immer noch gern zurück“, äußerte er laut RTL. Die „enge Verbundenheit zu Berlin“, wo die Serie spielt und immer wieder produziert wird, freue ihn besonders.