Der Kunstverein zeigt Arbeiten der Objektkünstlerin Alexandra Bircken - Galerientag auf der Fleetinsel und im Kontorhausviertel.

Kunstverein. Hausfrauen haben es auch nicht leicht. Überall dieser Hausrat. Den sollte man schön ordnen, so wie es jene 50er-Jahre-Hausfrau derzeit an der Außenwand des Kunstvereins (Klosterwall 23) vorführt. Vor ihren Füßen breiten sich Suppenlöffel und Teller, moderne Küchenerrungenschaften in vorbildlicher Anordnung aus, ästhetisch in Reih und Glied gebracht wie einst das Musikequipment der Popikonen Pink Floyd auf dem "UmmaGumma"-Cover.

In den Innenräumen des Kunstvereins jedoch rumort es gewaltig. Der "Hausrat", den Alexandra Bircken hier auslegt und an die Wände fixiert, orientiert sich mehr am okkulten Charme eines Voodoo-Kults als an der praktischen Ordnung der Frankfurter Küche. Fischdosendeckel und Garnrollen, Nylonstrümpfe und Küchenarbeitstischplatten versetzt die Kölner Künstlerin in die Ästhetik des armen Materials. Textilien und Utensilien nisten sich zwischen Äste und Netze ein. Staunend wohnen wir dem fröhlichen Auszug des Häuslichen von Heim und Herd auf einem Narrenschiff bei. Und wir sehen, so erklärt Kunstvereinsdirektor Florian Waldvogel die Arbeiten von Bircken, auf "offene Bühnen, die das zwiespältige Verhältnis des Menschen zur Natur und Kultur spiegeln".

Was der einen im Kunstverein das Häusliche, sind dem anderen die Neurosen der modernen Gesellschaft. Davon erzählt Stefan Panhans mit zwei Videos in der Galerie Conradi (Schopenstehl 20). Dicht zusammengedrängt zwängt sich durch den schmalen Gang eines 2.-Klasse-ICE eine Reihe illustrer Prominenz. Michael Jackson, Johnny Depp, Angelina Jolie, Amy Winehouse. Irgendwo ganz hinten sieht man Karl Lagerfeld. Wie du und ich, mit Kaffeebechern jonglierend, Lockenwicklern in den Haaren, missmutig und genervt dürfen sich da auch mal die Schönen und Reichen in Szene setzen. Ein unfreiwilliges und humorvolles Casting der anderen Art, das Panhans da mithilfe Hamburger Künstler und Künstlerinnen inszeniert hat.

Gleich um die Ecke kommt uns der Alltag in dreifacher Ausführung entgegen. Aber ein sehr persönlicher, von feinen Aufmerksamkeiten und vielen Details gezeichneter Alltag, wie ihn Robert Morat in seiner Galerie (Kleine Reichenstraße 1) mit den jungen Fotografen Andy Sewell und Peter Puklus sowie dem schwedischen Peter de Ru präsentiert. Bilder, die tagebuchgleich den morgendlichen Ausflug zu einem See im Norden Londons, die eigene Wohnsituation oder "Melinda after hairwashing" zeigen.

Wer den Menschen lieber zur Skulptur oder Ikone stilisiert begegnet, dem sei der Gang zu Peter Borchardt und Mikiko Sato empfohlen. Bei Borchardt (Hopfensack 19) präsentiert Johannes Speder Figuren, die immer ein wenig schräg, vom Idealbild des heutigen Normbilds abweichen. Hirsohi Takeda hingegen zeigt bei Mikiko Sato (Klosterwall 13), wie sich westlich-pastose Malweise mit dem fernöstlichen Ideal der perfekten Bildoberfläche vereinen lassen. Seine gesichstlosen Porträts wirken wie innerlich aufgewühlt, aber nach außen glatt wie der ruhende See am Morgen.