Bargteheide. Erfolgreiche Bilanz nach der ersten Jugendfreizeit der Academy des Kleinen Theaters. Verantwortliche schmieden schon neue Pläne.
Mit zwölf Jahren hat Kai Fischer im Kleinen Theater Bargteheide seine ersten Bühnenerfahrungen gemacht. Heute gibt der 46-Jährige als Theaterpädagoge, Regisseur und stellvertretender Vorsitzender der Theaterwerkstatt im Kleinen Theater die Faszination am darstellenden Spiel an die nachfolgenden Generationen weiter. Für die Academy des Theaters hat Fischer den Schauspielsommer für Kinder von acht bis 13 Jahren als Regisseur begleitet. Vom 26. bis 30. Juli lernten die jungen Teilnehmenden die Welt hinter und auf der Bühne kennen. Über die Ziele des Workshops sagt Fischer: „Die Theaterpädagogik vermag spielerisch den Umgang mit Fremdbild und Selbstbild zu vermitteln, die Kinder lernen im Team zu agieren, zu improvisieren und natürlich macht das Selbstbewusstsein einen ordentlichen Schub.“
Aufführung hatte eine Vorlaufzeit von fünf Tagen
Höhepunkt für alle Beteiligten war die Abschlussvorstellung, bei der die Nachwuchsdarsteller sich mit einer kleinen Werkschau vor Publikum präsentierten konnten. Bei einer Vorlaufzeit von nur fünf Tagen eine beachtliche Leistung. Vorausgegangen war eine intensive Zeit des Probens, sich Findens, Austestens und der kreativen Umsetzung von Ideen. Die Kinder hatten einen voll gepackten Stundenplan. An drei Stunden vormittags stand Regiearbeit auf dem Programm, hinzu kamen Bewegungs- und Tanztraining, Stimmbildung und sportliche Aktivitäten.
Günther Russ vom Vorstand des Kleinen Theaters ist Initiator des Schauspielsommers und für dessen Planung verantwortlich. Er sagt: „Es war mir wichtig, eine Jugendfreizeit in der Coronakrise anzubieten, die den Schwerpunkt Theater und Schauspielerei hat.“ Theater sei für ihn Kultur und damit genauso wichtig für eine Gesellschaft wie Arbeit, soziales Engagement und Sport.
„Das ist Futter für die Seele und Nahrung fürs Gehirn“
Kai Fischer bestätigt diese Einschätzung. Er sagt: „Die kulturelle Teilhabe bringt Kinder aus verschiedenen Kontexten zusammen und Vorbehalte beispielsweise gegen soziale Klassen oder Habitus weichen dem gemeinsamen Erfolgserlebnis.“ Das alles geschehe ohne Druck oder moralischen Zeigefinger nur durch die Freude am Theaterspielen. Russ fasst seine Eindrücke so zusammen: „Ich habe selten so viel Freude und Lust auf der Amateurebene gesehen wie beim Schauspielsommer.“ Seine Erklärung: „Das ist Futter für die Seele und Nahrung fürs Gehirn.“
Die 13 Jahre alte Johanna hat die Freizeit miterlebt. Sie sagt: „Es macht Spaß und man lernt auch viel.“ Bewegung, Stimmbildung und Sport seien wichtig im Theater. „Ich finde gut, dass wir das auch kennenlernen.“
Lehrer geben Nachwuchsdarstellern oft Feedback
Auch Joris hat der Schauspielsommer „sehr gut gefallen“. Schon vorher habe er seine Familie mit kleinen, selbst ausgedachten Theaterstücken unterhalten. „Mit dieser großen Bühne macht das natürlich noch mehr Spaß“, sagt der Zehnjährige, der es als angenehm beschreibt, dort oben vor Publikum zu spielen. Die Lehrer seien witzig und erfüllten einen wichtigen Punkt: „Es gibt uns Kinder ein gutes Gefühl, wenn die Erwachsenen, die das mit uns machen, uns oft Feedback geben. Dass wir wissen, okay, so ist es gut. Oder wenn wir auch mal etwas nicht so gut machen, dann sagen sie es uns, sagen aber auch, was sie gut finden.“
Die Zweite im Regieteam ist Lisa Apel. Die 24-Jährige war für das Stimmtraining verantwortlich. Sie sagt: „Die Kinder haben innerhalb kürzester Zeit eine sehr starke Gruppendynamik entwickelt und sehr lebendig und interessiert mitgemacht.“ Bei den Übungen sei es darum gegangen, Hemmungen zu überwinden, das Selbstbewusstsein und die Ausdrucksfähigkeit zu stärken. „Das hat super funktioniert“, so Apel. „Ich war begeistert, mit wie viel Freude und Mut die Kinder diese Proben und die Aufführung gemeistert haben.“ Zwar habe das Ziel einer Schlussaufführung dazu beigetragen, dass einige Momente stressiger gewesen seien, andererseits hätten die Kinder einen intensiveren Einblick in die Theaterarbeit bekommen.
Kinder transpportieren Emotionen in das Gesagte
Mit acht Jahren war Isabella eine der Jüngsten in der Gruppe. Über das Stimmtraining sagt sie: „Es gefällt mir gut und ich finde auch richtig lustig, dass wir Sachen einmal wütend sagen müssen oder traurig oder auch verliebt.“ Emotional wurde es am letzten Tag auch für das Betreuerteam. Günther Russ: „Die Zeit ist wie im Flug vergangen und nach der erfolgreichen Werkschau hatten wir ein bisschen Tränen in den Augen, dass wir unsere Kinder jetzt los sind.“
Laut einem Sprichwort liegt in jedem Ende ein neuer Anfang. So auch in diesem Fall, denn Russ und Fischer haben schon Pläne für den nächsten Schauspielsommer. Er soll generationenübergreifend weitergeführt werden. „Wir versuchen, ein Konzept für Kinder und Erwachsene aufzubauen, um beispielsweise Großeltern und Geschwister miteinzubeziehen.“ Ob bewährtes oder neues Konzept – für Joris ist eines klar: „Ich würde auf jeden Fall wiederkommen.“