Ahrensburg. Annabel Nickel überzeugte beim Casting der Niederdeutschen Bühne zur Besetzung der Hauptrolle im Weihnachtsmärchen.
Vor einem Monat haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, dass die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg – Stormarner Speeldeel eine Darstellerin für die Hauptrolle der Pocahontas im gleichnamigen Stück sucht. Inzwischen ist sie gefunden: Die 24 Jahre alte Annabel Nickel aus Stapelfeld hat bereits eine Menge Bühnenerfahrung gesammelt. In einem Casting hat sie sich erfolgreich gegen sechs Mitbewerberinnen durchgesetzt.
Darstellerin rechnet nicht mit Zuschlag
Doch die Bewerbung war für Nickel kein Selbstläufer – im Gegenteil. Denn der Ausgang sei nicht sicher gewesen. Die Darstellerin sagt: „Mein Eindruck war, dass die anderen auch gut gespielt haben. Daher habe ich nicht direkt damit gerechnet, dass ich die Rolle bekomme.“ Zudem sei sie vor dem Casting „sehr aufgeregt“ gewesen. Vor dem Termin habe sie wie alle Bewerberinnen den Text zugeschickt bekommen. Die Szene, die sie auf der Bühne im Alfred-Rust-Saal vorspielen sollte, ist eine Schlüsselszene: Es geht um die erste Begegnung von Pocahontas und John Smith.
Die Geschichte spielt im Jahr 1607: Pocahontas lebt mit ihrem Volk am Ufer des Flusses Potamak im heutigen Virginia. Zusammen mit ihrer Familie – ihrer Schwester Nanuka, ihrem Bruder Makki und ihrem Vater Powhatan, Häuptling des gleichnamigen Stammes – führt sie ein glückliches und friedliches Leben im Einklang mit der Natur. Immer mittendrin: das niedliche Opossum Jacko.
Pocahontas trifft schwere Entscheidung
Doch mit der Idylle ist es schnell vorbei. Denn eines Tages legt ein Schiff mit Fremden am Ufer an. Mit an Bord sind Basil Black, sein tollpatschiger Diener Randy Raffles und Kapitänin Johanna Smith. Ebenso ihr Neffe John, der sich als blinder Passagier an Bord geschmuggelt hatte. Black ist Abgesandter des englischen Königs und führt nichts Gutes im Schilde. Seine schier unersättliche Gier nach Gold und Landbesitz sorgt zwangsläufig für Konflikte mit der ansässigen Bevölkerung, der er keinerlei Respekt entgegenbringt.
Trotz aller Hürden freunden sich John und Pocahontas an. Gemeinsam bestehen sie allerlei Abenteuer und versuchen, den Konflikt zu beenden. Als John schließlich die Heimreise antreten muss, trifft Pocahontas eine schwere Entscheidung.
Theaterteam verfolgt die Darstellung
Eine solche stand nach dem Casting auch Bühnenleiter Dennis S. Klimek, Regisseurin Marei von Appen und Melanie Schmaljohann (Regieassistenz) bevor. Doch zunächst verfolgten sie aufmerksam, wie sich Annabel Nickel als Pocahontas auf der Bühne machte. Da Marco Valentin, der im Stück John Smith spielt, nicht dabei sein konnte, übernahm Klimek dessen Part. Levin Schmaljohann spielte Pocahontas’ Bruder Makki.
Nickel sagt: „So hatte ich jemanden zum Anspielen, mit dem ich interagieren konnte.“ Zwei Tage ließ sich das Theaterteam Zeit. Bühnenleiter Klimek sagt: „Die Entscheidung ist uns nicht ganz leicht gefallen. Alle haben sehr gut gespielt. “ Als Annabel Nickel die ersehnte Nachricht per WhatsApp erhielt, „war ich sehr glücklich“. Vor Freude sei sie im Zimmer herumgehüpft, was ihre Großmutter, die den Lärm im unteren Stockwerk gehört habe, zu der Nachfrage veranlasst habe, ob ihr etwas passiert sei.
Geprobt wird m Abend nach der Arbeit
In diesem Fall Gutes. Die 24-Jährige ist froh, dass sie endlich wieder auf der Bühne stehen kann. Denn die Jugendgruppe der Theaterwerkstatt im Kleinen Theater Bargteheide, in der sie seit Jahren aktiv ist, startet erst wieder 2022 mit Proben. Vor etwa zwölf Jahren hat die 24-Jährige ihre Leidenschaft fürs Schauspiel entdeckt. Seitdem wirkte sie in 14 Produktionen mit und betreute weitere. Bei der Hamburger Sommerbühne trat sie in „Der Diener zweier Herren“ auf. Der Charakter von Pocahontas liegt Nickel nahe, sie beschreibt die Figur so: „Sie ist eine sehr selbstbewusste und mutige Person, die darauf bedacht ist, dass es ihrem Volk gut geht.“ Sie sei sehr ruhig, aber „wenn sie etwas will, versucht sie das zu erreichen“. Wie sie selbst sei auch Pocahontas neugierig. „Das brauche ich nicht zu spielen“, sagt sie mit einem Schmunzeln.
Die Frage, was ihn an Nickels Darstellung besonders beeindruckt hat, beantwortet Klimek so: „Das Spiel mit ihr war sehr harmonisch, es hat auf mich einen sehr natürlichen und professionellen Eindruck gemacht.“ Nickel berichtet, dass das Theaterspielen nicht nur Spaß bringt, sondern auch einen positiven Einfluss hat. Früher sei sie schüchtern gewesen, heute sei sie selbstbewusst.
Singen auf der Bühne ist kein Problem
Das kann sie gut brauchen, vor allem, wenn sie auf der Bühne singen soll. Denn sie wurde gefragt, ob ihr das etwas ausmachen würde. Doch Nickel bleibt da ganz entspannt. „Ich habe bereits in Bargteheide gesungen und hatte auch schon Gesangsunterricht.“
Jetzt heißt es für die Darstellerin erst einmal proben – und das zweimal pro Woche abends, nach ihrem Job als Buchhalterin. Auch andere, die beim Casting mitgemacht haben, sind dabei. Das hochdeutsche Theaterstück ist als Weihnachtsmärchen geplant. Premiere soll am Freitag, 3. Dezember, sein.