Bargteheide. Projekt seit 20 Jahren in Diskussion. Bargteheide stellt 500.000 Euro bereit. Bau soll 2022 beginnen. 150 Quadratmeter Zuwachs.

Was lange währt, wird endlich gut. Und lange meint im Fall des barrierefreien Ausbaus des Kleinen Theaters Bargteheide eine erhebliche Zeitspanne. Rainer Wiegard, im Vorstand des Theatervereins zuständig für die Finanzen, sagt: „Diese Geschichte ist schon seit 20 Jahren in der Diskussion.“

Beteiligte konnten sich nicht einigen

Dass das Projekt jetzt endlich Fahrt aufnimmt, liegt laut Wiegard an der Übernahme des Kulturbetriebes durch den neu gegründeten Verein im Jahr 2016. „Die Beteiligten haben sich vorher nie auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können.“ 2017 legte der Verein Politik und Verwaltung eine erste Ideenskizze als Grundlage für Gespräche vor.

Wenn alles planmäßig läuft, kann der Umbau in diesem Jahr starten. In ihrer Sitzung im Dezember haben die Stadtvertreter 500.000 Euro als Investitionszuschuss für die Maßnahme bewilligt. Die Summe wird im Haushalt 2022 bereitgestellt.

Vertrag regelt die Zuständigkeiten

Diesem Beschluss vorausgegangen war ein Gespräch des Vereinsvorstandes mit Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Beide Parteien verständigten sich darauf, einen Rechtsanwalt mit der Ausarbeitung eines Vertragsentwurfs zu beauftragen. Inhaltlich ging es unter anderem darum, festzuschreiben, dass der Verein die Foyererweiterung mit barrierefreiem Zugang in Eigenregie plant und baut. Die Stadt sichert im Gegenzug die Baugenehmigung auf städtischem Grund und den Investitionszuschuss zu.

Nachdem die Finanzierung in trockenen Tüchern war, gab der Vorstand richtig Gas. Im Dezember führte er unter anderem Abstimmungsgespräche mit einem Rechtsanwalt, einem Architekten über die Grundlagen für die Entwurfsplanung, mit dem ehemaligen Behindertenbeauftragten des Kreises und hinsichtlich von Fördermöglichkeiten.

WC ist nicht behindertengerecht

Günther Russ vom Vorstand des Kleinen Theaters sagt: „Der Verein wird im März einen Förderantrag für den ,Fonds für Barrierefreiheit‘ des Landes Schleswig-Holstein stellen.“ Voraussetzung dafür sei allerdings der unterschriebene Vertrag. Der Vertragsentwurf liege inzwischen vor und sei am Mittwoch mit der Bürgermeisterin und Bauamtsleiterin Susann Jandt-Wahls abgestimmt worden. „Die überarbeitete Fassung wird bis Ende Februar dem Rathaus übergeben“, kündigt Russ an.

Für Behinderte dürfte der barrierefreie Ausbau etliche Vorteile bringen. Zwar wurde die Toilettenanlage 2017 erneuert. „Aber das Behinderten-WC ist nicht optimal, das lösen wir jetzt vernünftig“, sagt Wiegard. Außerdem sei bei voller Sitzplatzbelegung das Foyer „dicht bis zum Körperkontakt“. „Eine Zumutung für Behinderte“, so Wiegard.

Mehr Fläche für neue Fornmate

Die Idee eines Hubliftes, die die früheren Betreiber zum Thema Barrierefreiheit ins Spiel gebracht hatten, hat der Verein als unpraktikabel verworfen. Statt dessen könnte ein sogenannter Bypass Abhilfe schaffen. In der ersten Visualisierung sei die Erweiterung als ein aus drei Teilen bestehendes Element dargestellt worden mit zwei Kuben von jeweils 30 bis 40 Quadratmetern, verbunden durch einen Gang, der an der Rückseite des Gebäudes verläuft. Als Zugang könnten die zum Parkplatz liegenden Notausgänge des Cafés und des Saales dienen. Die Sitze für Behinderte würden dann direkt an der Tür platziert, „damit sie nicht im Kino hin- und herlaufen müssen“.

Mit dem Umbau wird nicht nur der barrierefreie Zugang ermöglicht, sondern „wir gewinnen so um die 150 Quadratmeter zusätzlich hinzu“, sagt Wiegard, der sich davon eine „echte Mehrfachnutzung“ verspricht. Damit eröffnen sich neue Veranstaltungsformate, als Beispiel nennt Wiegard Lesungen im kleinen Kreis oder Empfänge. Somit wäre die Foyererweiterung ein Gewinn für alle Nutzer des Kulturbetriebs. Der Vereinsvorsitzende Olaf Nehls sagt: „Wenn wir das in diesem Jahr hinbekommen, haben wir einen ganz großen Schritt gemacht.“ Alles, was der Verein tue, tue er für die Stadt und die Menschen.